Nach neueren Forschungen aus dem Regenwald sind für ein erfolgreiches Pflanzenwachstum in erster Linie die enorme Sonneneinstrahlung, verbunden mit der Wärme und den immensen Niederschlägen ( als Regen aber auch als Tau) für eine
erfolgreiche Fotosynthese und damit für das Wachstum verantwortlich.
Abweichend von der Agrarindustrie werden heute Thesen aufgestellt, dass Dünger kein Wachstum verursacht, sondern nur Wachstum unterstützen.
Das Wachstumsmuster der Pflanzen ist genetisch festgelegt und wird durch Licht, Wärme, Wasser und Luft beeinflusst. Beim Wachsen (egal ob vegetatives Wachstum oder Blütenwachstum) werden Nährstoffe verbraucht, die ersetzt werden müssen.
Doch welche Nährstoffe sind wichtig?
Heute gibt es eine kaum zu überblickende Vielzahl an Pflanzendünger, die aus dem landwirtschaftlichen Gartenbau abgeleitet worden sind. Orchideendünger unterscheiden sich oftmals nur in der Konzentration und ggfs. im Preis.
Grundlagen der Düngung:
In der Orchideenkultur ist das Gießwasser eine wichtige Komponente.
Zwei Messwerte werden immer wieder im Zusammenhang mit Gießwasser und Dünger genannt:
pH-Wert
Der ph-Wert misst die freien Wasserstoffionen in einer Lösung und kann durch Zugabe von Säuren oder Laugen verändert werden
Zuträgliche Werte für Orchideen sollen bei pH 5 – 7 liegen, wichtiger scheint, dass der pH – Wert sich nicht mit jedem Gießvorgang verändert.
Leitwert
die in Ionenform im Wasser gelösten Stoffe rufen eine elektrische Leitfähigkeit hervor.
Gemessen wird der elektrische Widerstand zwischen 2 Elektroden.
Die Messergebnisse beziehen sich immer auf 25 ° C – eine Umrechnung auf die Temperatur des Wassers kann entfallen, da die meisten Messgeräte temperaturkompensiert sind.
In der Orchideenkultur wird der Leitwert überlicherweise in Mikrosiemens (µS) angegeben.
Oft wird der Leitwert auch als EC (electrical conductivity) angegeben, die Maßeinheit ist dann aber MilliSiemens, d.h. EC 0,5 entsprechen 500 µS !!!
Salzgehalte vom Wasser:
Vollentsalztes, destilliertes oder
Osmosewasser < 10 µS
Regenwasser 30 - 60 µS
Brunnenwasser 200 – 500 µS
Leitungswasser 150 – 900 µS
Die Angabe des Salzgehaltes sagt nichts über die Inhaltsstoffe des Wassers aus.
Für Orchideen als Schwachzehrer sollte die Salzbelastung des Ausgangswassers so niedrig wie möglich sein.
Ausgangswasser mit über 300 µS sollte immer mit Regenwasser oder destillierten Wasser o.ä. gemischt werden.
Wie sich dann der Salzgehalt verändert, kann man hier nachlesen bzw. errechnen:
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Man sollte aber beachten, dass mit Zumischen von Leitungswasser Salze in das Gießwasser gelangen, die die Orchideen nicht benötigen und damit das Gießwasser unnötig belasten. Besser ist es, alle notwendigen Nährelemente zuzusetzen.
Am einfachsten ist die Verwendung von Regenwasser. Bei Regen lässt man das Wasser erst einmal eine Weile ablaufen, bevor es in die Regentonnen geleitet wird. Gegen Verschmutzung sind die Regenwassersansammlungen immer abzudecken.
Eine Belüftung des Wassers wäre hilfreich, ist aber nicht unbedingt erforderlich.
Gutes Gießwasser ist auch Osmosewasser oder Wasser aus einer Vollentsalzungsanlage (Nähere Informationen sind im Internet zu finden).
Dünger
Zunächst einmal ein paar einfache Regeln:
Ein leichter Düngermangel schadet wenig und ist schnell behoben.
Bei Überdüngung reichern sich die Nährsalze im Boden an und versalzen den Pflanzstoff. Hier hilft dann nur noch, mehrmals den Topf in reinem Regenwasser zu wässern oder noch besser, die Orchidee umzutopfen.
Welche Nährstoffe benötigen die Orchideen:
Nährstoffe:
Stickstoff (N) Pflanzen benötigen N zum Wachstum, zuviel davon lässt die Zellen quellen (Pflanze verweichlicht)
Phosphor (P) Die Pflanze braucht P vor allem bei der Bewurzelung und während der Blüte
Kalium (K) Die Pflanze braucht Kalium für sehr viele Vorgänge im Wachstum und in der Blüte
Zuviel Natrium, Ammoniumnitrat oder Kalzium kann die Kaliumaufnahme
blockieren
Magnesium (Mg) Magnesiummangel tritt relativ häufig auf, weil die Pflanze in jedem Stadium
ihrer Entwicklung viel davon braucht und viele Dünger wenig oder kein Mg enthalten
Mg-Mangel kann durch Bittersalz behoben werden
Natrium (Na) soll als Nährstoff unbedeutend sein oder sogar toxisch wirken – obwohl in Regenwasseranalysen bzw. Gewässern in den Tropen erhebliche Mengen nachgewiesen worden sind
Calzium (Ca) immer wieder ist zu lesen, dass Orchideen speziell die Epiphyten keinen Kalk benötigen, obwohl Ca ein lebensnotwendiges Mineral für alle Pflanzen darstellt
Spurenelemente wie der Name schon sagt, werden diese Nährelemente nur in geringen Mengen benötigt. Viele Dünger beinhalten eine Reihe von Spurenelementen
Dosierung von Dünger
In der Orchideenliteratur oder in Foren findet man oft den Hinweis, dass
Orchideen mit 200 oder 500 µS zu düngen sind – eine Aussage ohne jeden Wert.
Solange nicht erläutert wird, welchen Salzgehalt das Ausgangswasser hat und mit welcher Konzentration von welchem Dünger dosiert wurde, ist diese Angabe sinnlos.
Maximal zuträgliche Düngerwerte sind im dem Buch „Orchidenkultur, von Gertrud Fast „ wie folgt definiert worden:
Stickstoff 67 - 135 mg/l
Phosphor 53 - 106 mg/l
Kali 67 - 135 mg/l
Der untere Wert ist für kleinere und empfindliche Naturformen, der obere Wert für starkzehrende Orchideen und deren Hybriden.
Auf jedem Dünger sollten die Inhaltsstoffe deklariert sein:
Beispiel:
Compo Complete Dünger (Flüssigdünger)
Nach Herstellerangaben enthält ein 1 Liter Dünger:
6 % N Gesamtstickstoff = 60 g / l
4 % P2O5 wasserlösliches Phosphat = 40 g / l
6 % K2O wasserlösliches Kaliumoxid = 60 g / l
2 % CaO wasserlösliches Kalziumoxid = 20 g / l
2 % MgO wasserlösliches Magnesiumoxid = 20 g / l
0,014 % B wasserlösliches Bor = 140 mg / l
0,003 % Cu wasserlösliches Kupfer als Chelat = 30 mg / l
0,093 % Fe wasserlösliches Eisen als Chelat = 930 mg / l
0,013 % Mn wasserlösliches Mangan als Chelat = 130 mg / l
0,001 % Mo wasserlösliches Molybdän = 13 mg / l
0,003 % Zn wasserlösliches Zink als Chelat = 30 mg / l
nehme ich jetzt davon 1 ml auf 1 Liter Wasser, werden der Pflanze folgende Nährstoffe zugeführt ( der Leitwert erhöht sich um etwa 600 µS ):
60 mg N
40 mg P2O5
60 mg K2O
20 mg CaO
20 mg MgO
0,14 mg B
0,03 mg Cu
0,93 mg Fe
0,13 mg Mn
0,01 mg Mo
0,03 mg Zn
Scott Professional Cal Mag (Salzdünger)
Nach Herstellerangaben enthält ein 1 Liter Dünger:
15 % N Gesamtstickstoff = 150 g / l
5 % P2O5 wasserlösliches Phosphat = 50 g / l
15 % K2O wasserlösliches Kaliumoxid = 150 g / l
7 % CaO wasserlösliches Kalziumoxid = 70 g / l
3 % MgO wasserlösliches Magnesiumoxid = 70 g / l
0,020 % B wasserlösliches Bor = 200 mg / l
0,015 % Cu wasserlösliches Kupfer als Chelat = 150 mg / l
0,120 % Fe wasserlösliches Eisen als Chelat = 1200 mg / l
0,060 % Mn wasserlösliches Mangan als Chelat = 600 mg / l
0,010 % Mo wasserlösliches Molybdän = 100 mg / l
0,015 % Zn wasserlösliches Zink als Chelat = 150 mg / l
nehme ich jetzt davon 1 Gramm auf 1 Liter Wasser, werden der Pflanze folgende Nährstoffe zugeführt ( der Leitwert erhöht sich um etwa 1100 µS ):
150 mg N
50 mg P2O5
150 mg K2O
70 mg CaO
30 mg MgO
0,20 mg B
0,15 mg Cu
1,20 mg Fe
0,60 mg Mn
0,10 mg Mo
0,15 mg Zn
Hinweis: diese Konzentration wird häufiger im Erwerbsgartenbau für die Produktion von Orchideenhybriden verwendet
nehme ich die halbe Konzentration ( 1 Gramm auf 2 Liter Wasser) ergeben sich für die Hauptnährelemente folgende Werte ( der Leitwert erhöht sich in eta um 550 µS):
75 mg N
25 mg P2O5
75 mg K2O
35 mg CaO
15 mg MgO
Hinweis: diese Konzentration wird häufig als Dauerdüngung in der Orchideenkultur von Naturformen verwendet (Ausnahmen möglich)
Zuletzt von UweM. am 01.10.12 12:06 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet