Hallo André,
hier auch meine Meinung zu Deinen Bildern (ich meine die 4 Stück im vorhergehenden Beitrag):
Das letzte Bild (in "grün") finde ich sehr gelungen! Die drei anderen - besonders das erste Bild - haben einen gravierenden Fehler. Es sind die "Glitzerpunkte", die hier nicht her gehören. Ich hatte gestern die Blüte einer Cattleya im hellen Sonnenlicht betrachtet, da sah ich auch eine feine Glitzerstruktur. Dies sind reguläre Lichtreflexionen an feinen Zelloberflächen. Die sind da und gehören zur Gesamtansicht der Blüte. Wenn man jedoch mit einer Makroaufnahme nur einen sehr kleinen Bereich der Blüte abbildet, so erscheinen sie als helle Lichtreflexe, die bei der Gesamtbeurteilung der Aufnahme nur stören.
Bei meinen Bildern erfolgt immer eine Nachbearbeitung im Programm Sharpen projects 2 Professional, um Strukturen im Bild besser herauszuarbeiten. Es gibt in diesem Programm verschiedene Presets, die in ihrer Voreinstellung meist ausreichen. Das Preset "Makrofoto" ist sehr gut, wenn ich z.B. das Räderwerk einer Armbanduhr fotografiere, doch für winzige Blütenausschnitte darf ich es nicht verwenden, da dann jeder winzige Lichtreflex überhöht wird. Das ist so, als wenn ich ein Gesicht mit vielen Sommersprossen fotografiere. Die sind da und gehören hier zum Gesicht, ich darf sie jedoch in der Nachbearbeitung nicht überbetonen.
Diese Reflexe ergeben im Bild meist "ausgefressene Lichter" (Clipping), d.h. Weiß hat keine Struktur mehr (ein Greul für jeden Fotografen!). Leider versagt bei solchen Bildern die Belichtungsautomatik jeder Kamera. Versuche einmal, eine Pudel auf einem verschneiten Waldweg zu fotografieren! Ohne Belichtungskorrektur per Hand liefert die Kamera zu dunkle Bilder.
Abhilfe bei so schwierigen Fotos kann HDR-Fotografie leisten; doch das geht bei Fokus-Bracketing leider nicht.
Eine Ursache sehe ich auch in Deiner Beleuchtung. Eine 200W-Lampe auf ca. 30 cm Entfernung zu Objekt ist auf jeden Fall zu hell! Das hast Du ja auch schon gemerkt. Ich gehe jetzt auch zu Kunstlicht beim Fotografieren über, da ich dann in einem anderen Raum der Wohnung eine stabile Unterlage habe und nicht davon abhängig bin, ob im Wintergarten gerade die Sonne scheint oder nicht. Die Beleuchtung dazu besteht aus zwei LED-Schreibtischlampen (Ringleuchten) von je 20 W, bei der ich auch verschiedene Farbtemperaturen einstellen kann. Dieses Licht reicht aus! Da ich ein Stativ benutze, kann ich auch länger belichten.
Der Wintergarten hat noch den Nachteil, dass der Boden (Fliesen auf einer Fußbodenheizung) beim Laufen leicht schwingen kann. Das überträgt sich dann auf den Tisch und die zu fotografierende Pflanze. Einer Cattleya macht das kaum etwas aus, jedoch einer Pflanze mit einem dünnen Stengelchen schon! Auf meiner Arbeit früher hatten wir mal lichttechnische Justierungen im 1/1000 mm-Bereich zu machen. Da stand der optische Aufbau auf einer zentnerschweren Granitplatte, wir arbeiteten abends und es wurden sogar die Fahrstühle abgestellt.
Fokus-Braketing im Wintergarten bedeutet für mich, die Klimaanlage abstellen (wegen des Luftzuges), die Kamera per Fernauslöser zu bedienen und mich für die Zeit der teilweisen vielen Aufnahmen nicht im Geringsten zu bewegen. Sonst habe ich Bewegungsunschärfe.
Deine letzte Aufnahme (die "grüne") finde ich deshalb gelungen, da sie scharfe Konturen hat und die Flächen weich sind, ohne unwesentliche Strukturen zu betonen!
Ich weiß, Makrofotografie ist schwer und recht zeitaufwendig. Übrigens: Fokus-Bracketing nennt man eine Aufnahmeserie mit verschiedenen Fokuseinstellungen; das ist eine Sache der Kamera. Fokus-Stacking nennt man den Vorgang, wenn die einzelnen Aufnahmen dann zu einem einzigen Bild zusammengesetzt werden; das macht in der Nachbearbeitung dann eine Software (manche Kameras können das auch selbst).
Ich würde Dir empfehlen, zunächst Deine Beleuchtung zu optimieren. Zwei Lampen wären besser.
Und noch ein Tipp: Schau Dir mal das Histogramm einer Aufnahme an, bevor Du "scharf" fotografierst. Eine gute Kamera sollte es anzeigen können. Der angezeigte Bereich sollte jeweils bis zu den Enden links und rechts gehen mit Schwerpunkt etwa bei 2/3 rechts. Dann hat man zumindest in der Belichtung nichts grob falsch gemacht.
LG Friedrich