Moin,
der Artikel von Senghas wurde in der Zwischenzeit, ist ja auch schon 20 Jahre her, von den Methoden der Systematiker deutlich überholt. Die von ihm bemängelte Missachtung der morphologischen Merkmale findet kaum noch statt. Somit ist, in meinen Augen, sein Aufsatz eher als historisch einzuordnen.
Wenn ich mir nämlich die heutigen Arbeiten ansehe, werden sämtliche Register der Botanik gezogen. Makro- und mikromorphologische, chemische, ökologische und sogar paläobotanische sowie pflanzengeographische Merkmale werden ohne Probleme mit den kladistischen Analysen kombiniert und daraus die entsprechenden Schlussfolgerungen abgeleitet.
Es gibt natürlich immer wieder Wissenschaftler, die eine recht einseitige Sichtweise haben, aber der Großteil dieser Artikel deckt fast immer eine große Bandbreite an Methoden ab.
Bei der
Rhynchostele/
Lemboglossum-"Problematik" hätten die Autoren der Zusammenlegung vielleicht besser versuchen sollen, den Namen
Lemboglossum nomenklatorisch vor dem älteren Namen
Rhynchostele zu "schützen". Wenn man nur
Rhynchostele pygmaea zu
Lemboglossum hätte stellen müssen, wäre, behaupte ich, der "Aufschrei" bei weitem nicht so groß gewesen. Zum Leidwesen der Liebhaber haben sie sich aber für die strenge Auslegung der Prioritätsregel entschieden und kein Proposal zur Konservierung von
Lemboglossum geschrieben.
Wenn ich mir Fotos von
Rhynchostele pygmaea im Netz ansehe, hab ich persönlich kein Problem darin nur eine "alpine" Reduktionsform der größeren "Lemboglossen" zu sehen und wuchsmäßig so unterschiedlich wie Senghas behauptet ist sie auch nicht. Ein kriechender Wuchs mit 1 - wenigblütigen Blütenständen gibt es auch bei der wohl nächstverwandten Art
Rhynchostele stellata (
R. pygmaea soll, bis auf die Größe, vegetativ nicht unterscheidbar sein) (
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In Bezug auf
Cattleya im weiteren Sinne müsste jeder für sich eigentlich nur endlich entscheiden, wo er im Stammbaum die Gattungsgrenzen ansetzen möchte. Danach ist es nur noch eine nomenklatorische Frage, wie die Segregate heissen müssen, für Lumper einfach
Cattleya, für die Splitter dann
Hoffmannseggella,
Hadrolaelia und Konsorten.....
Sophronitis coccinea dürfte dabei jedoch eventuell auf der Strecke bleiben, denn
Sophronitis cernua ist, so wie es aussieht, nicht näher mit dieser verwandt und der Typus der Gattung. Diese Art würde also, bei Anerkennung der Gattung, die einzige Art sein und
S. coccinea, wäre, so viel ich weiß, eine
Hoffmannseggella (sieht sie nicht sowieso schon fast so aus, wie eine zusammengestauchte
H. milleri mit rundlichen Blüten?).