Moin,
UweM. schrieb:....Auf welcher Plattform müssen diese Änderungen eigentlich bekannt gegeben werden?
Eindeutige Regeln scheint es dafür nicht zu geben......
es gibt keine zentrale Stelle, wo man neue Namen veröffentlichen muss. Es wird aber alles, was als höhere Pflanze gültig veröffentlich ist, im "
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]" gesammelt. Manchmal schlüpft da auch was durch bzw. wird übersehen, aber insgesamt ist das die beste Quelle, um nach gültig veröffentlichten Namen zu suchen. Man findet dort aber KEINE Angaben zur aktuellen taxonomischen Einordnung. Nur einen Link zu "Plants of the World Onlie" (POWO). Leider ist POWO noch sehr unvollständig und taxonomisch auch in meinen Augen noch recht fragwürdig.
Die Veröffentlichung selbst, also in einem Buch oder einer Zeitschrift, seit einiger Zeit auch online, muss jedoch bestimmte Vorraussetzungen erfüllen (
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]). Dafür gibt es eindeutige Regeln und wenn diese Regeln nicht eingehalten werden, ist ein Name nicht gültig veröffentlicht, egal ob nur umkombiniert oder Erstbeschreibung.
Ein Botaniker, der versucht, die natürliche Ordnung der Pflanzen zu entschlüsseln, interessiert sich nicht sonderlich für die Hybridenzüchtung. Deshalb nehmen sie darauf auch nicht so viel Rücksicht.
Wichtiger ist und das kann ich absolut unterstreichen, erstmal die Natur/Evolution zu verstehen und, besonders wichtig, die natürlichen Taxa vor dem Aussterben zu bewahren. Die Namensgebung der X-ten Kreuzung von Cattleya, Laelia, Sophronitis, Brassavola, Broughtonia und Epidendrum und diversen anderen ist dabei nur Sekundär und, etwas hart ausgedrückt, nicht das Problem der Botaniker.
ChristianN schrieb:Daß die Umbennungen voreilig vorgenommen wurden, wird auch durch die Kritik von Fachleuten bestärkt, die darauf hinweisen, daß das Erbmaterial bisher nur bruchstückweise untersucht wurde und die Untersuchung des vollständigen Genoms noch aussteht.
Für die phylogenetischen Untersuchungen ist das vollständige Genom auch gar nicht nötig. Es wäre sogar hinderlich, weil viele Bereiche einfach zu schnell mutieren können und dadurch keine verwandtschaftlichen Erkenntnisse zulassen. Wichtig sind die nicht-codierenden Bereiche des Genoms und die sind, so wie ich das als Nicht-Botaniker aus den entsprechenden Artikeln herauslese, schon gut bekannt. Zusätzlich lernen die Genetiker immer mehr darüber und können noch viel zielgerichteter arbeiten. Aktuell arbeiten die Botaniker schon mit mindestens fünf Bereichen, die sich als informativ herausgestellt haben.
In der Phylogenie hat man heutzutage nicht mehr unbedingt das Problem der Splitter und Lumper. Das gibts zwar auch noch, ist aber nur noch zweitrangig. Die Diskussion dreht sich eher darum, ob man nur monophyletische oder auch paraphyletische Taxa zulassen will. Sie wurden von den Mono- und Paraphyletikern abgelöst.
Die monophyletische Schule möchte alle Pflanzen, die man einer Abstammungslinie, einem "Clade", also Ast, zuordnen kann, als eine Gattung zusammenfassen. Das wären dann die Kollegen, die Sophronitis, Cattleya s.l. und Hadrolaelia als eine Gattung, Cattleya, sehen. Die paraphyletische Schule will auch morphologisch klar abgrenzbare Kladen/Äste, die aber innerhalb eines monophyletischen Kladen stehen, als eigene Taxa anerkennen. Das wäre dann, ihr könnt es euch denken, die drei genannten Gattungen alle als eigene Einheiten.
Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile und ich selbst bin immer noch hin- und hergerissen, weil beide Seiten gute Gründe anführen können. Zur Zeit tendiere ich ein wenig Richtung Paraphylie, weil ich mir, wie einige Verfechter dieser Herangehensweise, nicht vorstellen kann, das die Evolution linear verläuft.
Ein super Beispiel sind die Kakteen, die man nur anerkennen kann, wenn man die Portulakgewächse entweder als paraphyletische Einheit akzeptiert oder in mehrere Familien aufteilt (was dann geschehen ist). Aber eigentlich sind die Kakteen nur ein stark evolutierter Seitenast der südafrikanischen Gattung Anacampseros, der sich schnell an die veränderten Umweltbedingungen des amerikanischen Doppelkontinents anpassen musste, nachdem dieser schnell trockener wurde.
Schlecht ist aber, wenn eine Gattung polyphyletisch ist. Das wären z.B. Oncidium und Laelia im alten Sinne. Da wurden nur aufgrund morphologischer Blütenmerkmale, die durch konvergente Entwicklungen entstanden sind, nicht näher miteinander verwandte Taxa zusammengefasst.
Das durch die Nomenklatur-Regeln dann mal ein "gattungsuntypisches" Pflänzchen wie z.B. Rhynchostele pygmaea als Typus Priorität hat, ist etwas unglücklich, aber nicht ungewöhnlich.
Inzwischen gibt es mehrere vergleichende morphologische Untersuchungen dieser Verwandtschaft, bei denen festgestellt wurde, das die Unterschiede zwischen R. pygmaea und ihren Gattungsgenossen gar nicht so riesig sind und man sie recht zwanglos zusammenfügen kann. Die Unterschiede basieren nur auf der Reduktion der Organe bei Rhynchostele pygmaea und durch ihre Anpassung an einen anderen Bestäuber. Sowas passiert bei Pflanzen ungewöhnlich schnell.
Man kann inzwischen sagen, dass die Blütenmorphologie oft sogar schlechter für die taxonomische Zuordnung von Pflanzen, speziell Orchideen mit ihren sehr vielfältigen Bestäubungssyndromen, geeignet ist als andere, oft vegetative oder mikromorphologische, Merkmale. Das Zusammenspiel von Bestäuber und Pflanze ist deutlich dynamischer und fördert die Evolution der Blüten viel schneller als die Standortfaktoren, an die sich der Pflanzenkörper anpassen muss. Wenn dann noch konvergente Entwicklungen dazu kommen, wird es um so schwerer.
In Bezug auf die Namensgebung der einzelnen Threads stimme ich ChristianN zu. Wenn der Name gültig ist, sollte er so bleiben, wie er ist. Man kann aber innerhalb der Beiträge auf eine neue taxonomische Bewertung hinweisen. Wenn man einen eigenes Bild dazustellen möchte, kann man in den Titel-Kasten ja den Namen einfügen, den man selbst anerkennt. So mache ich das jedenfalls. Dann wird er auch bei einer Foren-Suche gefunden. Den Haupt-Titel würde ich aber so stehen lassen.