Hallo Orchideenfreunde,
Die Arten der Gattung Lemboglossum gehören zur Oncidium-Verwandtschaft (Oncidiinae). 1983 überführte HALBINGER 14 Arten der Gattung Odontoglossum in seine neubegründete Gattung Cymbiglossum. Es handelt sich hierbei um die Vertreter der bereits von LINDLEY 1852 geschaffenen Odontoglossum-Sektion Leucoglossum. Unglücklicherweise war der von HALBINGER benutzte Gattungsname Cymbiglossum bereits bei seiner Veröffentlichung ungültig, denn er hatte übersehen, dass exakt dieser Gattungsname von einem anderen Autoren kurz vorher für zwei Arten einer asiatischen Gattung geschaffen wurde. Somit wurde ein anderer Name für die neue Gattung erforderlich: HALBINGER ersetzte 1984 den Gattungsnamen Cymbiglossum durch den inhaltlich gleichbedeutenden Namen Lemboglossum. Typus-Pflanze ist L. rossii.
Lemboglossum rossii, Typus der Gattung
Lemboglossum cervantesii
Lemboglossum cervantesii var. roseum
Lemboglossum ehrenbergii
Die Gattung Lemboglossum besteht aus 14 Arten, hinzu kommt eine Naturhybride. Alle sind
in Zentralamerika (überwiegend in Mexiko) beheimatet. Sie unterscheiden sich von Odontoglossum durch prägnante Abweichungen wie Ausbildungen der Säulenflügel, des Lippenkallus`, der Verwachsung zwischen Lippe und Säule sowie durch andere Blütenfarben. Aufgrund ihrer geografischen und blütenmorphologischen Gemeinsamkeiten präsentieren sie sich überzeugend als eine sehr homogene eigenständige Gattung.
Lemboglossum cordatum
Lemboglossum maculatum
1993 überführten zwei Mexikaner alle Arten der Gattung Lemboglossum in die bereits 1852 durch REICHENBACH f. geschaffene Gattung Rhynchostele, welche nur aus einer einzigen Art, Rhynchostele pygmea, besteht. Bezug nehmend auf K. SENGHAS, bis zu seinem Tode 2004 weltweit anerkannter Spezialist für die Oncidiinae (Beirat Wissenschaft V.D.O.F., Heft 3/2001 und Heft 1/2003), rief diese Überführung Irritationen und Kopfschütteln gleichermaßen bei Botanikern wie auch bei Liebhabern hervor. Erstens, weil Rhynchostele pygmea bereits auf den ersten Blick eine völlig andere Orchidee mit völlig anderen blütenmorphologischen Merkmalen und einer völlig anderen Wuchsform ist, und weil sich zweitens Handel und Liebhaber gerade an den Namen Lemboglossum gewöhnt hatten! Schon allein die Wuchsform gleicht Miniaturformen von Oncidium und Maxillaria, während Lemboglossum-Arten vergleichsweise großwüchsig sind. Die Infloreszenz von Rhynchostele pygmea ist stets einblütig, im Gegensatz zu den mehr- bis vielblütigen Rispen der Lemboglossen. Und in der Blütenstruktur findet man bei Rh. pygmea keines der für Lemboglossum charakteristischen Merkmale: Schlanke Säule, 3teilige genagelte Lippe, schalenförmiger Kallus an der Lippenbasis.
Rhynchostele pygmea
Foto: K. Senghas (Veröffentlichung mit zu Lebzeiten erteilter freundlicher Genehmigung)
Alle Lemboglossen sind - wie bereits erwähnt – in Zentralamerika beheimatet. Schwerpunkt ihrer Verbreitung ist Mexiko. Sie sind allesamt Orchideen des kühlen Nebel-Bergwaldes und wachsen meist epiphytisch im Eichen-/Kiefernwald, vorzugsweise auf mächtigen Eichen in Höhenlagen zwischen 1500 und 3000 m. Das Klima ist geprägt durch den halbjährlichen Wechsel von Regenperiode und Trockenzeit. In der Trockenzeit (ca. Oktober bis März) verlieren die Wirtsbäume ihre Blätter, und die Orchideen erhalten sehr viel Sonnenlicht. Die Temperaturen steigen tagsüber auf über 30 Grad und fallen nachts in die Nähe des Gefrierpunktes. Feuchtigkeit gibt es in dieser Ruheperiode nur durch (reichlich gebildeten) Morgentau. Während des Wachstumszyklus` in der Regenzeit (ca. April bis September) fallen vor allem nachmittags ergiebige Regengüsse. Die Wirtsbäume sind in dieser Zeit belaubt, und die Orchideen erhalten wesentlich mehr Schatten als in der Trockenzeit.
Lemboglossum bictoniense
Lemboglossum bictoniense var. album
Die Gattung Lemboglossum besteht aus den folgenden 14 Arten:
1. L. apterum, 2. L. bictoniense, 3. L. candidulum, 4. L. cervantesii, 5. L. cordatum, 6. L. ehrenbergii, 7. L. galeottianum, 8. L. hortensiae, 9. L. maculatum, 10. L. madrense, 11. L. majale, 12. L. rossii, 13. L. stellatum, 14. L. uroskinneri
und der Naturhybride L. x humeanum (L. cordatum x L. rossii)
Lemboglossum madrense
Lemboglossum majale
Lemboglossum uroskinneri
Kultur:
Die Kultur von Lemboglossum erfordert einiges Fingerspitzengefühl! Wie schon erwähnt, sind all ihre Arten Orchideen des hochgelegenen Nebelwaldes. Für eine erfolgreiche Kultur ist es erforderlich, die beschriebenen klimatischen Standortfaktoren so gut wie möglich nachzuahmen. Wichtig sind ein ganzjähriges starkes Temperaturgefälle zwischen Tag und Nacht und regelmäßiges tägliches Einnebeln, möglichst mehrfach am Tag sowie ständige Luftbewegung! Im Frühjahr und Sommer während des Wachstums sollten die Pflanzen kräftig gewässert und schattiert werden, ein Garten-Aufenthalt im lichten Schatten ist in dieser Zeit sehr von Vorteil! Im Herbst und Winter während der Ruhezeit müssen die Pflanzen jedoch sehr viel trockener und hell kultiviert werden.
Grundsätzlich ist zwar Blockkultur auf Holz möglich, jedoch sollte man hierbei bedenken, dass sich totes Holz bei Sonneneinwirkung sehr stark erwärmt und schnell austrocknet. Lemboglossen mögen im Wurzelbereich jedoch keine Trockenheit und keine Wärme! Am Naturstandort führen ständige Nebelschwaden und heftige Regenfälle im Sommerhalbjahr zu ständiger Feuchtigkeit ihrer Wachstumsunterlage. Die permanente Wasserverdunstung führt zu steter Verdunstungskälte im Wurzelbereich, so dass die Temperaturen an den Wurzeln um einige Grade unter denen der Luft liegen. Die Kultur im Topf (möglichst Tontöpfe) oder noch besser auf wassergefüllten Tonröhren ist da besser geeignet. Ich kultiviere mein halbes Dutzend Lemboglossen seit einem Jahr auf Epiweb-Unterlagen – mit gutem Erfolg.
Lemboglossum x humeanum (Naturhybride L. cordatum x L. rossii)
Freundliche Grüße
Rolf
Die Arten der Gattung Lemboglossum gehören zur Oncidium-Verwandtschaft (Oncidiinae). 1983 überführte HALBINGER 14 Arten der Gattung Odontoglossum in seine neubegründete Gattung Cymbiglossum. Es handelt sich hierbei um die Vertreter der bereits von LINDLEY 1852 geschaffenen Odontoglossum-Sektion Leucoglossum. Unglücklicherweise war der von HALBINGER benutzte Gattungsname Cymbiglossum bereits bei seiner Veröffentlichung ungültig, denn er hatte übersehen, dass exakt dieser Gattungsname von einem anderen Autoren kurz vorher für zwei Arten einer asiatischen Gattung geschaffen wurde. Somit wurde ein anderer Name für die neue Gattung erforderlich: HALBINGER ersetzte 1984 den Gattungsnamen Cymbiglossum durch den inhaltlich gleichbedeutenden Namen Lemboglossum. Typus-Pflanze ist L. rossii.
Lemboglossum rossii, Typus der Gattung
Lemboglossum cervantesii
Lemboglossum cervantesii var. roseum
Lemboglossum ehrenbergii
Die Gattung Lemboglossum besteht aus 14 Arten, hinzu kommt eine Naturhybride. Alle sind
in Zentralamerika (überwiegend in Mexiko) beheimatet. Sie unterscheiden sich von Odontoglossum durch prägnante Abweichungen wie Ausbildungen der Säulenflügel, des Lippenkallus`, der Verwachsung zwischen Lippe und Säule sowie durch andere Blütenfarben. Aufgrund ihrer geografischen und blütenmorphologischen Gemeinsamkeiten präsentieren sie sich überzeugend als eine sehr homogene eigenständige Gattung.
Lemboglossum cordatum
Lemboglossum maculatum
1993 überführten zwei Mexikaner alle Arten der Gattung Lemboglossum in die bereits 1852 durch REICHENBACH f. geschaffene Gattung Rhynchostele, welche nur aus einer einzigen Art, Rhynchostele pygmea, besteht. Bezug nehmend auf K. SENGHAS, bis zu seinem Tode 2004 weltweit anerkannter Spezialist für die Oncidiinae (Beirat Wissenschaft V.D.O.F., Heft 3/2001 und Heft 1/2003), rief diese Überführung Irritationen und Kopfschütteln gleichermaßen bei Botanikern wie auch bei Liebhabern hervor. Erstens, weil Rhynchostele pygmea bereits auf den ersten Blick eine völlig andere Orchidee mit völlig anderen blütenmorphologischen Merkmalen und einer völlig anderen Wuchsform ist, und weil sich zweitens Handel und Liebhaber gerade an den Namen Lemboglossum gewöhnt hatten! Schon allein die Wuchsform gleicht Miniaturformen von Oncidium und Maxillaria, während Lemboglossum-Arten vergleichsweise großwüchsig sind. Die Infloreszenz von Rhynchostele pygmea ist stets einblütig, im Gegensatz zu den mehr- bis vielblütigen Rispen der Lemboglossen. Und in der Blütenstruktur findet man bei Rh. pygmea keines der für Lemboglossum charakteristischen Merkmale: Schlanke Säule, 3teilige genagelte Lippe, schalenförmiger Kallus an der Lippenbasis.
Rhynchostele pygmea
Foto: K. Senghas (Veröffentlichung mit zu Lebzeiten erteilter freundlicher Genehmigung)
Alle Lemboglossen sind - wie bereits erwähnt – in Zentralamerika beheimatet. Schwerpunkt ihrer Verbreitung ist Mexiko. Sie sind allesamt Orchideen des kühlen Nebel-Bergwaldes und wachsen meist epiphytisch im Eichen-/Kiefernwald, vorzugsweise auf mächtigen Eichen in Höhenlagen zwischen 1500 und 3000 m. Das Klima ist geprägt durch den halbjährlichen Wechsel von Regenperiode und Trockenzeit. In der Trockenzeit (ca. Oktober bis März) verlieren die Wirtsbäume ihre Blätter, und die Orchideen erhalten sehr viel Sonnenlicht. Die Temperaturen steigen tagsüber auf über 30 Grad und fallen nachts in die Nähe des Gefrierpunktes. Feuchtigkeit gibt es in dieser Ruheperiode nur durch (reichlich gebildeten) Morgentau. Während des Wachstumszyklus` in der Regenzeit (ca. April bis September) fallen vor allem nachmittags ergiebige Regengüsse. Die Wirtsbäume sind in dieser Zeit belaubt, und die Orchideen erhalten wesentlich mehr Schatten als in der Trockenzeit.
Lemboglossum bictoniense
Lemboglossum bictoniense var. album
Die Gattung Lemboglossum besteht aus den folgenden 14 Arten:
1. L. apterum, 2. L. bictoniense, 3. L. candidulum, 4. L. cervantesii, 5. L. cordatum, 6. L. ehrenbergii, 7. L. galeottianum, 8. L. hortensiae, 9. L. maculatum, 10. L. madrense, 11. L. majale, 12. L. rossii, 13. L. stellatum, 14. L. uroskinneri
und der Naturhybride L. x humeanum (L. cordatum x L. rossii)
Lemboglossum madrense
Lemboglossum majale
Lemboglossum uroskinneri
Kultur:
Die Kultur von Lemboglossum erfordert einiges Fingerspitzengefühl! Wie schon erwähnt, sind all ihre Arten Orchideen des hochgelegenen Nebelwaldes. Für eine erfolgreiche Kultur ist es erforderlich, die beschriebenen klimatischen Standortfaktoren so gut wie möglich nachzuahmen. Wichtig sind ein ganzjähriges starkes Temperaturgefälle zwischen Tag und Nacht und regelmäßiges tägliches Einnebeln, möglichst mehrfach am Tag sowie ständige Luftbewegung! Im Frühjahr und Sommer während des Wachstums sollten die Pflanzen kräftig gewässert und schattiert werden, ein Garten-Aufenthalt im lichten Schatten ist in dieser Zeit sehr von Vorteil! Im Herbst und Winter während der Ruhezeit müssen die Pflanzen jedoch sehr viel trockener und hell kultiviert werden.
Grundsätzlich ist zwar Blockkultur auf Holz möglich, jedoch sollte man hierbei bedenken, dass sich totes Holz bei Sonneneinwirkung sehr stark erwärmt und schnell austrocknet. Lemboglossen mögen im Wurzelbereich jedoch keine Trockenheit und keine Wärme! Am Naturstandort führen ständige Nebelschwaden und heftige Regenfälle im Sommerhalbjahr zu ständiger Feuchtigkeit ihrer Wachstumsunterlage. Die permanente Wasserverdunstung führt zu steter Verdunstungskälte im Wurzelbereich, so dass die Temperaturen an den Wurzeln um einige Grade unter denen der Luft liegen. Die Kultur im Topf (möglichst Tontöpfe) oder noch besser auf wassergefüllten Tonröhren ist da besser geeignet. Ich kultiviere mein halbes Dutzend Lemboglossen seit einem Jahr auf Epiweb-Unterlagen – mit gutem Erfolg.
Lemboglossum x humeanum (Naturhybride L. cordatum x L. rossii)
Freundliche Grüße
Rolf