Bevor darauf eingegangen wird, wie man Kulturbedingungen schafft, um auch anspruchsvollere Orchideen zu kultivieren, sollten aber die Grundlagen der Orchideenkultur verinnerlicht werden.
Diese sind bereits von Franz übersichtlich zusammen gestellt worden:
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[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]Erfahrungen kann man in der Orchideenkultur nur über die Zeit sammeln, es gibt nur sehr wenige Orchideen, die unabhängig vom Jahresrhytmus kontinuierlich wachsen und blühen.
Die Schaffung geeigneter Bedingungen ist aber von Beginn an ein Muß, im Laufe der Zeit kann man nur noch versuchen, die Bedingungen zu optimieren.
Das ständige Herumexperimentieren mit Licht, Temperatur und Feuchtigkeit jedoch, ohne triftigen Grund, schwächt alle Orchideen.
Folgende Kulturräume mit z.T. sehr unterschiedlichen Bedingungen, werden für Orchideen genutzt:
Fensterbänke in allen Himmelsrichtungen, schräge Dachfenster, Treppenhausfenster, verglaste Balkone oder Loggien, Wintergärten, Gewächshäuser und nicht zuletzt Kellerräume und Pflanzenvitrinen.
Die für eine erfolgreiche Orchideenkultur erforderlichen Wachstumsfaktoren Licht, Temperatur, Luftfeuchte und Luftbewegung sind in ihnen in verschiedenen Kombinationen vorhanden.
Zu beachten ist, daß nahezu alle Orchideen gewisse Schwankungen der genannten Wachstumsfaktoren erfordern und das sowohl im Tages- wie auch im Jahresverlauf.
Diese erforderlichen Schwankungen können sehr individuell sein.
Das ist bei über 20.000 Arten nicht verwunderlich, aber es gibt natürlich immer Gruppen mit ähnlichen oder gleichen Erfordernissen.
In der Natur bilden sie Gemeinschaften, in Kultur dagegen können Orchideen von unterschiedlicher geografischer Herkunft, aber gleichen klimatischen Bedingungen, sehr gut zusammen gepflegt werden.
In unserem Forum sind für viele Orchideenarten Kulturberichte zu finden, in denen auf verschiedene Kulturräume und Wachstumsbedingungen eingegangen wird.
Für den Anfänger bedeutet das zunächst alle eigene verfügbaren Kulturräume auf ihre Bedingungen (Wachstumsfaktoren) zu überprüfen, bevor erste Orchideen angeschafft werden.
Besteht jedoch der Wunsch nach Orchideen mit gehobeneren Ansprüchen, müssen die vorhandenen Kulturräume, notfalls mit technischen Hilfsmitteln, angepaßt werden.
Licht muß ausreichend vorhanden sein, aber je nach Himmelsrichtung muß Mittagssonne schattiert werden, um Verbrennungen und zu hohe Temperaturen zu verhindern.
Im Winter reicht selbst dicht hinter Glas das Licht für Orchideen nicht aus.
Pflanzenleuchten auf LED-Basis sind preiswert zu erwerben und billig im Verbrauch.
Die Steuerung der Temperaturen sollte eigentlich kein Problem sein. In Wohnräumen wird u.U. die erforderliche Nachtabsenkung der Temperatur (Differenz je nach Art 5 - 15°C zum Problem.
Aber auch in anderen Kulturräumen, wenn im Winter Tagtemperaturen über 20°C bei Nachttemperaturen von unter 10°C für etliche Monsunorchideen erreicht werden müssen.
Naturgemäß ist die ständige Einhaltung einer Luftfeuchte um die 70% in Wohnräumen am schwierigsten zu lösen. Hier kann man aber Ultraschall-Nebler, die es in allen Größen gibt, in die Nähe der Pflanzen stellen und ggf. ein günstiges Mikroklima schaffen.
Am wenigsten Beachtung wird noch der Luftbewegung geschenkt, wohl auch weil sie oft mit einer Absenkung der Luftfeuchte verbunden ist. Oft wird deshalb auf eine künstliche Luftbewegung verzichtet, aber für Orchideen mit empfindlichen Neutrieben hilft sie beim Abtrocknen derselben.
Sie ist mit dem handelsüblichen Sortiment an Lüftern, am besten in Verbindung mit Luftbefeuchtung, rel. leicht zu realisieren.
Sinnvoll ist es, sich Orchideen anzuschaffen, für die die vorhandenen Wachstumsfaktoren ausreichen. Anfänger müssen sich allerdings darüber erst einmal informieren.
Viele Orchideen sind aber Gelegenheitskäufe, sie werden nur sehr selten angeboten und tauchen in den Händlerlisten kaum auf.
Leider helfen auch Wunschlisten da wenig. Dazu gibt es einfach zu viele Orchideen.
Selbst der Gattungsname ermöglicht keine Rückschlüsse auf die Kultur, es gibt immer Ausnahmen von den allgemeinen Hinweisen.
Da die viele Orchideenhändler nur Zwischenhändler sind, kann man bei ihren Kulturhinweisen nicht sicher sein.
Aber wir leben im Smartphonzeitalter und können jederzeit das Internet abrufen.
Dort findet man sofort alle Informationen, die man zur Kultur aber auch für den Platzbedarf braucht.
Fotos, die nur die Blüten zeigen, reichen nicht aus. Dem Wuchs der Pflanze kann man das Vorhandensein von Speicherorganen und den Aufbau der Blätter entnehmen und damit Hinweise auf Wasserbedarf und Ruheperioden.
Es ist jedoch hilfreich, sich mit den gängigsten Hinweisen vertraut zu machen.
Beliebt sind Kürzel zur Temperatur. Die Bereiche kalt, temperiert und warm sind von den Gewächshäusern und ihren Abteilungen übernommen worden.
Sie sagen nichts über die Einhaltung etwaiger Ruhezeiten aus.
Auf manchen Internetseiten findet sich sogar der Kulturhinweis Kalt - Warm.
Das ist kein Widerspruch, sondern bedeutet eine warme Vegetationszeit und eine kühle Ruhepause.
Wie lang diese Perioden sind bleibt allerdings oft offen.
Aussagekräftiger sind dagegen die Höhenangaben in den Heimatgebieten.
Die meisten unserer Orchideen kommen aus Höhenlagen um die 1000m ü.d.M. Je größer die Höhenlage ist, um so kühler müssen sie gehalten werden.
Natürlich ist hier noch die geografische Breite zu beobachten.
Je größer das Verbreitungsgebiet ist und bei einer großen Spannweite an Höhenlagen, kann man davon ausgehen, daß die jeweilige Orchidee auch in Kultur eine gewisse Toleranz aufweist.
Bei einer Herkunft aus Höhen über 2000 m ist Vorsicht geboten, diese Orchideen haben spezielle Anforderungen.
Nach diesen Hinweisen wäre es jetzt natürlich interessant, Beispiele zu sehen, wie mit Ideenreichtum und handwerklichen Mitteln Lebensräume für spezielle Orchideen geschaffen werden.
Gruß
Christian