Hallo Steffi,
die Frage, ob es sinnvoll ist, Orchideen mit Regenwasser zu übersprühen, kann man nicht pauschal beantworten.
Entscheidend ist dabei, wie lange das Wasser auf der Pflanze und dabei besonders in den schwer zugänglichen Blattscheiden der Neutriebe verbleibt, bis es vollständig aufgenommen oder verdunstet ist. Dabei muß gewährleistet sein, dass das verwendete Regenwasser frisch ist oder kühl und dunkel aufbewahrt wurde und auf jeden Fall sauber ist.
Es gibt eine ganze Reihe von weiteren Faktoren, die das beeinflussen:
Temperatur, Luftfeuchte und Luftbewegung sind relativ leicht zu kontrollieren.
Ebenso die Wassermenge, die auf die Pflanze gelangt - sprühen bedeutet Wasserstrahl, nebeln dagegen nur Wassertröpfchen.
Ausgereifte Triebe sind dabei relativ unempfindlich, Neutriebe und Blütentriebe sollten möglichst nicht besprüht werden.
Leider kann man auch nicht Regeln dafür aufstellen, ob weichblättrige Arten oder die mit lederartigen Blättern Wasser gut vertragen.
Bei folgenden Gattungen werden die Blätter von mir nicht mehr besprüht, sondern nur bei Bedarf das Substrat oder die Wurzeln:
Miltoniopsis, Miltonioides und ihre Hybriden (besonders im Winterhalbjahr wichtig) dagegen ist Miltonia nicht so empfindlich;
die Eselsohren und Rattenschwänze bei der Oncidienverwandschaft, ebenso Psychopsis;
Paphinia, Promenea und Broughtonia;
Paphiopedilum;
bei diesen Gattungen habe ich regelmäßig Neutriebe verloren und anschließend oft die ganze Pflanze.
Bei Cattleyen und Phalaenopsen bringt mir das Übersprühen keine Vor- oder Nachteile, da aber die Neutriebe gefährdet sind, unterlasse ich es.
Diese Erfahrungen habe ich überwiegend im Gewächshaus gesammelt, eine Reihe meiner Orchideen stehen allerdings im Wintergarten, wo eher Fensterbankbedingungen herrschen.
Jeder Orchideenkultivateur stellt sich irgendwann die Frage, wie die Orchideen an ihren heimatlichen Standorten die dort zum Teil recht heftigen Regenfälle wegstecken und das bei hoher Luftfeuchtigkeit.
Entscheidend ist die ständige, in den Bergwäldern auch stärkere Luftbewegung, die für eine entsprechende Verdunstung sorgt. Dabei ist das Regenwasser dort wesentlich keimärmer als das von uns verwendete.
Zu Bedenken ist auch, dass viele Orchideenarten monatelang keine Niederschläge erhalten, sondern nur Taubildung.
Auf der Fensterbank herrscht bis auf kurze Lüftungsperioden keine Luftbewegung. In Verbindung mit der üblichen niedrigen Luftfeuchte würde sie die Pflanzen auch austrocknen.
Ein gelegentliches Übersprühen auch empfindlicher Orchideen kann bei sommerlicher Hitze da unvermeidbar sein.
Hier ist in jeden Fall anzuraten, die Orchideen in Schalen mit Blähton zu stellen, der immer angefeuchtet wird.
Es gibt recht brauchbare US-Luftbefeuchter, die geregelt und automatisch arbeiten, sowie eine unterschiedliche Palette von langlebigen und leisen PC-Lüftern für die Orchideenfreunde, die auch mal andere Orchideen als Phalaenopsishybriden erfolgreich kultivieren wollen.
Dass es auch für fast jedes Fenster Orchideen gibt, die ohne diesen ganzen Aufwand gedeihen, wird der fortgeschrittene Orchideenfreund erst merken, wenn er genügend Lehrgeld gezahlt hat.
Gruß
Christian