Die Gattung Dendrobium mit mehr als 1000 verschiedenen Arten (von den Hybriden nicht zu reden) ist wahrscheinlich die Artenreichste unter den Orchideen. Ihrer Verbreitung nach (Australien, Indonesien, Indochina, China) hat sie sich an die sehr verschiedenen Klimabereiche angepasst und wächst in den Höhenlagen des Himalaya bis in den tropischen Tiefland-Regenwälder und auch im trockenen Landesinneren von Australien. Bei eine Pflanze, die in der Natur ein weitgefächertes Wachstumsgebiet bei teilweise sehr unterschiedlichen Höhelagen hat, ist zu erwarten, dass sie in Kultur auch mit einem größeren Temperaturspielraum klar kommt. In Singapur mit seinem weltgrößten Orchideengarten wachsen einige Arten nicht, da dort kaum ein jahreszeitlicher Temperaturgang vorhanden ist.
Andererseits ist bekannt, dass manche Pflanzen, die an ihrem Naturstandort immer gleichmäßige Temperaturen haben, bei stark schwankender Umgebungstemperatur nicht blühen oder sogar nicht wachsen wollen.
Das D. sulcatum z.B. wächst auch sehr gut in gleichmäßig warmer Umgebung, blüht aber dann seltener, weil es keine kühle trockene Ruheperiode hat. Und so ist es auch bei anderen Arten.
Man muss beim Anlegen einer eigenen Orchideen-Sammlung genau überlegen, ob die eine oder andere Pflanze zu den eigenen technischen Bedingungen und dem persönlichen Pflegeaufwand passt! In jedem Gewächshaus gibt es - besonders im Winter - gewaltige räumliche Temperaturunterschiede (10-12 Grad) bei sehr unterschiedlicher Luftkonvektion. Man kann probieren, an welcher Stelle eine bestimmte Pflanze gut zurecht kommt. Doch auch der Taupunkt (wichtig für die Nachtbefeuchtung) ist wegen des Temperaturunterschiedes in einem GW oben anders als unten!
Wir als Orchideenliebhaber wollen nicht nur schön blühende, sondern meist auch ausgefallene Gattungen und Arten haben. Daraus resultiert, dass im GW alles mehr oder weniger über einen Kamm geschoren wird: Blüh' oder stirb. Mit der Zeit sammelt man die Erfahrung, an welche Stelle man eine bestimmte Art hängen soll und an welcher sie verkümmert. Auf diese Weise habe ich schon im Verlaufe der Jahre viel Geld gelassen und manche Pflanzen kommen mir nicht mehr ins Haus!
Zu beachten ist auch noch: Wenn eine Art nur in einem speziellen Gebiet in der Natur vorkommt, so hat sie sich an eine ganz spezielle Umgebung angepasst. Wenn man diese Umgebung nicht künstlich schaffen kann (geht vielfach nur mit einer Vitrine), so kann man diese Art eben nicht kultivieren, leider.
Fazit: Wenn bei einer Gattung eine ausgeprägte kühle und trockenen Winterruhe angegeben wird, so sollte man das beherzigen.
Andere Orchideen-Gattungen wie Cattleya, Phal. u.a. sind da viel viel pflegeleichter.
LG Friedrich