Sophronitis acuensis

Kaum Pseudobulben. Eigentlich gar keine

Diese Prachtpflanze hat offensichtlich keine Zeit für eine Winterruhe.

Das wirft die Frage auf:
Unter welchen Bedingungen pflegst Du sie?


Gruß
Christian

Hallo Christian,

Alle meine Pflanzen haben zwangsweise eine Winterruhe. Alle meine Sophronitis wachsen besonders im Winter. Die Sophronitis cernua ist eine Ausnahme die wächst zum Glück eher im Sommer. Meine Pflanzen sind am Balkon. Der hat eine Verglasung und wird nur frostfrei gehalten. Daher sind die Temperaturen recht extrem und schwanken von 5 Grad bis über 30 Grad. Dort überwintern auch meine Zitronen und Orangen. Auch die Laelia purpurata, Bifrenaria harrisoniae, Pseudolaelia, Cattelya walkeriana und manch andere von denen man es nicht vermuten würden müssen so überwintern. Es hat den Nachteil, dass die Entwicklung sehr langsam geht. Meine Sophronitis brevipedunculata blühen sehr spät, C. walkeriana und Pseudolaelia gar nicht, auch die Laelia purpurata blüht daher erst spät im Sommer. Die Pflanzen sind so groß, dass sie keinen anderen Platz finden.
Für einige Pflanzen und dazu gehören auch die Sophronis acuensis, cernua aund coccinea habe ich ein Mini-Gewächshaus (Anzuchthaus) am Balkon. Dieses heize ich auf 13 in der Nacht und 18 am Tag. Bei Sonnenschein wird es entsprechend wärmer (auch am Balkon). Ich denke die Sophronitis müssten nicht in dem Mini-Gewächshaus stehen. Aber nachdem sie klein sind, haben sie da genügend Platz. Ich habe das Mini-Gewächshaus hauptsächlich für die Jungpflanzen. Das Mini-Geächshaus hat auch eine ordentliche LED Beleuchtung mit über 100W. Die Luftfeuchtigkeit fällt leider stark ab. Ich lasse die Warmluft zwar über einen nassen Schaumstoff blasen aber trotzdem ist die relative Luftfeuchtigkeit oft nur bei 30%. Das liegt an der sehr kalten Aussenluft und das Anzuchthaus ist nicht besonders dicht. Sicher keine Idealbedingungen funktioniert aber trotzdem ganz gut.

Herzliche Grüße,
Christoph

Nachtrag zum Gießen: Meine aufgebundenen Pflanzen werden im Winter fast täglich gegossen und besonders an Sonnentagen, wenn es warm wird. Ich habe natürlich auch Pflanzen welche im Winter gar kein Wasser bekommen (Laelia speciosa, Cuitlauzina pendula). Im Anzuchthaus werden die getopften Pflanzen im Winter eher gegossen. Sonst tauche ich die Töpfe regelmäßig. Im Sommer mindestens einmal in der Woche zusätzlich zum Gießen (Besprühen). Sie sind aber so dicht in das Aufzuchthaus gepackt, dass das Tauchen zu umständlich ist. Daher bekommen sie im Winter eher wenig Wasser und nur durch das Sprühgerät.
Dünger habe ich fast immer im Wasser aber in sehr geringer Menge. Das ist nur eine Messerspitze auf 5 Liter. Die Leitfähigkeit bleibt dabei unter 100 µS. Hin und wieder (besonders im Sommer) dünge ich mehr.

Danke für die ausführlichen Angaben.

Dieser Kulturraum ist wirklich sehr speziell, das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Ich hatte 15 Jahre lang meine Orchideen in einer verglasten Loggia in Südlage, die im Winter nur über geöffnete Fenster beheizt wurde.
Für diesen Kulturraum mußte ich einige Regeln über den Haufen werfen und eigene Lösungen finden.
Im Nachhinein ist es erstaunlich , wieviel Erfolge in so einem Kulturraum erzielt werden, wenn man dazu passende Orchideen(Arten) findet.

Aber Du bist ja auf einem guten Weg dahin.


Gruß
Christian

Eine ganz tolle Pflanze, Christoph!

Hallo Christian,
Orchideen sind an extreme Standorte angepasst. Selbst in der Baumkrone eines Regenwaldbaumes im Tiefland gibt es extreme Schwankungen der Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Wasserverfügbarkeit. Das ist natürlich noch viel extremer auf einem Berggipfel. Viele Orchideen z.B. Cattleya (besonders walkeriana, nobilior, cernua) mögen es gar nicht, wenn immer gleiche Bedingungen herrschen. Tagsüber Wasserstress und Feuchtigkeit am Abend mit Temperaturabsenkung und viel Licht bekommt ihnen besser als gelichmäßig feucht-warme Bedingungen.

WOOOW,  ist das eine tolle Pflanze.  Und Dankeschön für deine Kulturhinweise.