Blonder schrieb:Ich denke dass daher auch die Wurzeln sehr kräftig und lang werden. In kleinem Topf wachsen die Wurzeln am Rand im Kreis. Dadurch verdichtet das Substrat mit der Zeit. Und es bleibt möglicherweis irgendwann im Topfinneren zu lange feucht, sodass es zu Wurzelschädigung kommen kann. Also denke ich dass ein großer Topf mit sehr grober Rinde günstiger wäre.
Moin!
Ja, kommt immer wieder vor, dass die Wurzeln am Topf entlang im Kreis wachsen, aber das Substrat verdichtet bestimmt nicht deswegen, weil die Wurzeln genau dies tun (wenn man mal davon absieht, dass die Wurzeln bis zu einem gewissen Grad dem Substrat natürlich auch Wasser entziehen, so dass ein schlecht durchwurzelter Topf auch deswegen noch schlechter trocknet - in diesem Sinne hast Du vermutlich recht).
Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Wenn das Substrat (von Anfang an?) nicht geeignet oder verdichtet ist oder jedenfalls nicht angenommen wird (vielleicht stimmt auf seiner Oberfläche der PH-Wert nicht, vielleicht nicht das Mikroklima aus Pilzen, Bakterien, usw. - oder womöglich sind irritierende oder schädliche Salze bzw. Mineralien abgelagert?), dann suchen die Wurzeln nach der nächstbesten Oberfläche, und das sind dann zunächst die Innenwand und sodann die Außenwand des Topfs und schließlich das Topfäussere. Aber das hat dann vermutlich weniger mit der Größe des Topfes zu tun als mit der Qualität des Substrats bzw. mit dem Mikroklima (dazu gehören natürlich auch noch Durchlüftung und Durchfeuchtung etc.). Und letzteres wird in einem größeren Topf schneller schlechter werden als in einem kleineren, ganz einfach deswegen, weil die Durchlüftungs- und Durchfeuchtungsunterschiede zwischen den inneren und den äußeren Substratschichten größer werden je größer der Topf ist: außen längst alles trocken, innen immer noch alles klatschnass. Und auf diese Weise bildet sich dann der berüchtigte Nasskern, weil im innersten Bereich des Topfes der Zersetzungsprozess ungestört 24/7 fortlaufen kann, da das Substrat niemals ganz abtrocknet und ergo, je feiner es wird, desto mehr Feuchtigkeit bindet (ein Teufelskreis). In einem kleinen Topf mit guter Drainage wird sich so gut wie nie ein Nasskern bilden können; in einem großen, sehr schnell.
Es gibt eine Ausnahme, die vermutlich ganz im Sinne Deiner Überlegung sein dürfte, denn natürlich trifft zu, dass einer großen Pflanze möglichst viel Oberfläche geboten werden sollte, schließlich werden deren Wurzeln in situ meterlang, so dass ein kleiner, beengter Topf (so gut er auch durchwurzelt sein mag) im Wesentlichen nur den Ausweg der von Dir angesprochenen Spiralen bietet. In solchen Fällen kann man eine größere, aber abgeflachte Schale wählen oder dann doch einen deutlich größeren Topf - befülle ihn aber entweder zur unteren Hälfte mit einem anderen Substrat, welches kaum oder gar nicht Wasser bindet (z.B. grobe Styropor-Flips) oder aber überhaupt nur zur unteren Hälfte. Der mehr oder weniger halbvolle Topf bietet auch noch den Vorteil, dass die Pflanze mitsamt ihren Wurzeln wegen des höheren Topfrandes besser im Topf gehalten wird (wenn sie außerhalb unerwünscht ist oder keine Chance hätte, dort zu überleben) - dafür sieht er in aller Regel aber weniger gut aus (also für Schaupflanzen nicht die erste Wahl), weshalb in diesem Fall das Auffüllen durch nicht wasserbindendes Substrat in der unteren Hälfte dann die bessere Lösung sein dürfte.
Zu bedenken ist allerdings auch, dass manche Cattleyen erst richtig zu blühen anfangen, wenn sie halb über den Topf hinausgewachsen sind... denen bereitet man auch so keine Freude: da wäre dann wohl Aufbinden oder ein offener Korb die noch bessere Lösung - was dann irgendwann zu einem Gewächshaus führt... also eine Kettenreaktion auslösen kann ;-)
Hoffe, dass diese Hinweise erklären, was gemeint war.