Kulturanleitung für Paphiopedilum
Autor: Thomas F. Kalina - Artikel aus Orchid Digest Heft 1 / 1996
Übersetzung: Silke Friedlein
Licht
Lassen Sie uns mit der ersten Komponente beginnen - Licht.
Die Lichtmenge, die Paphiopedilum in Kultur benötigen, ist abhängig von der Jahreszeit und der dadurch bedingten Intensität der Sonne
(Einfallswinkel).
Wie viel Licht brauchen sie? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einen Blick auf die Verhältnisse in der Heimat der Spezies werfen. Abgesehen von den jahreszeitbedingten Temperaturunterschieden, ist der beständige, der uns dazu führt, optimale Lichtverhältnisse für die
Pflanzen festzustellen, der jährliche Regenfall in den besonderen Gebieten, in denen sie wachsen.
Wir müssen auch berücksichtigen, dass die meisten Paphiopedilum Spezies in den unteren Bereichen wachsen, abgeschirmt in den meisten Fällen von den direkten Sonnenstrahlen durch größere
Pflanzen und Bäume. Alle Dinge berücksichtigt, sind Paphiopedilurn grundsätzlich Pflanzen sind, die wenig Licht benötigen (es gibt Ausnahmen, aber in diesem Fall nicht viele). Es ist immer wieder
erstaunlich, dass Autoren das diese Pflanzen soviel Licht wie möglich, d.h. bis ,,kurz vor dem verbrennen erhalten sollten.
Kein Wunder, dass die Gattung den Ruf hat, schlecht zu gedeihen.
Zuviel Licht ist ursächlich für schlechtes Wachstum und ausgeblichene Blätter. Die Pflanze mag unter diesen Bedingungen üppiger blühen, doch ist dies eine Art Antwort auf die Belastung und die Blüten
sind nicht so schön gefärbt. Wird ständig zu viel Licht geboten, wird die Pflanze eventuell ein Stadium des Wachstumsstillstands erreichen. Wenig Licht hat gerade den umgekehrten Effekt - die
Blätter werden größer und praller, die kristallenen Zellen in den Blättern von Spezies mit mosaikartigen Blättern werden deutlich unterschiedlich. Zugegeben, die Pflanze mag nicht so üppig oder so oft blühen, aber wenn sie es tut, werden die Blüten größer sein und sattere Farben haben.
Eindeutig, extrem wenig Licht stört die Photosynthese und die Pflanze wird nicht überleben. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass. die Pflanzen nicht anpassungsfähig sind zu mehr oder weniger Licht, als
jene bekommen, die in freier Natur wachsen, aber die Reichweite der Anpassungsfähigkeit ist relativ begrenzt. Idealer weise sollte die Reichweite plus/minus fünf Prozent der durchschnittlichen
heimatlichen Lichtverhältnisse nicht überschreiten.
Die meisten Paphiopedilum Spezies gedeihen gut bei ungefähr 12.000 Lux pro Tag im Sommer (das sind 1.000 footcandles für 12 Stunden). Für die Spezies der Sektion Parvisepalum und Brachypetalum addiert man 6.000 Lux pro Tag für optimales Wachstum, für alle Mitglieder der Sektion Coryopetalum (außer P. sanderianum) 4.000 Lux pro Tag zu dem Standardwert von 12.000
Lux hinzu. Für P. sanderianum reduziert man den Standardwert von 12.000 Lux auf 6.000 Lux.
Spezies der Sektion Cochlopetalum gedeihen gut bei 10.000 bis 12.000 Lux und Spezies der Sektion
Pardalopetalum gedeihen gut bei 16.000 Lux. ln der Sektion Paphiopedilum gedeihen die meisten
Spezies gut bei dem Standard von 12.000 Lux. Die.Sektion Barbata beinhaltet einige der am wenigsten Licht benötigenden Paphiopedilum Spezies, mit dazu gehörend das P. barbatum in freier Natur gefunden wachsend bei 100 bis 300 footcandles! Das sind weniger als 2.000 Lux durchschnittlich.
Paphiopeditum wentworthianum, P. bougainvileanum, P. violascens, P- papuanum und P.mastersianum sind besonders intolerant gegenüber größerer Helligkeit und gedeihen am besten bei 6.000 Lux in den Sommermonaten.
Einer unserer ersten Paphiopedilum Züchter in der Gegend von Chicago berichtet, dass P. tonsum eine besonders verheerende Reaktion zeigt auf Lichtintensität. Bei Helligkeit von 16.000 Lux wachsen die Blätter in einem 45" Winkel, sind mehr pigmentiert und die Pflanze ist ganz fest. Hinzu kommt, dass Blüten dazu neigen, kleiner und mehr pigmentiert zu sein wegen der vermehrten Anthocyanin Produktion verursacht durch die größere Lichtintensität. Bei geringer Lichtintensität von
9.000 Lux zeigt P. tonsum eine bedeutende Veränderung in der Morphologie. Die Blätter werden größer, breiter und marmorierter und sie wachsen nahezu horizontal. Die Pflanze hat eine weniger
feste Erscheinung und die Blüten sind größer und viel weniger pigmentiert. Die Bereiche, die die schwarzen Punkte auf den Blütenblättem umgeben, erscheinen besonders attraktiv, da sie eine
brilliante Chartreuse Färbung haben.
lm Winter erhöhen wir die Lichtintensität, um kürzere Tage und flachere Einfallswinkel der Sonnenstrahlen auszugleichen. Wir haben Lichtstärken von 4.000 footcandles zu dieser Zeit des
Jahres festgestellt, und die Pflanzen sind nicht beschädigt. Würde die gleiche Lichtintensität den Pflanzen im Sommer geboten, würden sie beschädigt werden.
Die meisten Paphiopedilum Spezies genießen in der freien Natur eine irgendwie trockenere, kühlere und hellere Periode während des
Winters, und wir versuchen, uns diesen Bedingungen anzunähern. Einer der Gründe, warum die Kultivierung von Paphiopedilum in Northern Hemisphere eine Herausforderung sein kann, ist, dass
unsere Kultivierungsbedingungen normalerweise abweichen von denen in der Wildnis, das bedeutet, der Winter ist normalerweise unsere trübste Periode des Jahres und der Sommer die hellste. Um dies
auszugleichen, benutzen wir im Sommer Schattierungen in unseren Gewächshäusern und entfernen sie im Winter.
Eine abschließende Bemerkung: das Licht bringt mich auf eine meiner liebsten Analogien. Die Paphiopedilum Orchideen Pflanze kann als Miniatur-Wasserpumpe gesehen werden – Wasser wird absorbiert von den Wurzeln und (gepumpt) transpiriert durch die Blattporen an die die
Pflanze umgebende Atmosphäre. Jede der Kultivierungskomponenten berührt die Blattporentranspiration auf die eine oder andere Art. lm Fall der Komponente Licht gilt: je höher die Lichtintensität, desto schneller die Transpiration (Evaporation). Das ist glaube ich der Grund, warum
viele Autoren vorgeschlagen haben, den Paphiopedilum soviel Licht wie möglich bis kurz vor denn Verbrennen der Blätter zu geben - sie versuchen, das Pflanzenwachstum zu verstärken durch
zunehmende(n) Transpiration und Stoffwechsel. Dies funktioniert bis zu einem Punkt, aber man muss daran denken, dass der Grund, warum eine Paphiopedilum an einem bestimmten Platz in der Wildnis
wächst, ist, dass die Bedingungen dort am besten zu ihren besonderen Bedürfnissen passen, sie hat eine ökologische Nische durch Anpassung an diese Bedingungen gefunden. Das bedeutet, dass die
biochemischen und photosynthetischen Prozesse, notwendig für das Pflanzenwachstum, eingestellt sind auf die Umweltbedingungen, die dort in dem Gebiet vorherrschen. Wenn wir eine der Kultivierungskomponenten bedeutend über jene, die in der Wildnis vorherrschen, hinaussteigern, gedeihen die Pflanzen nicht so gut, tatsächlich, sie werden eindeutig an Kraft verlieren bedingt durch
den Stress der Anpassung.
Es ist genauso wichtig die Lichtstärke in der eigenen Umgebung, in der man züchtet, zu kennen, als auch die der natürlichen Heimat der Pflanzen, Dies erfordert, dass Sie sich einen nicht teuren
Lichtmesser kaufen. Messen Sie in regelmäßigen Zeitabständen und zu unterschiedlichen Tageszeiten, um die unterschiedlichen Lichtstärken in ihrer Zuchtumgebung zu bestimmen. Wenn
Sie dann einen Überblick haben, können Sie daran gehen, wenn es notwendig ist, die Lichtintensität zu verändern, in dem Sie entweder Schattierungen anbringen oder entfernen und lhre Pflanzen
umstellen, bis sie den Platz haben, wo sie am ehesten die Lichtstärke bekommen, die sie benötigen.
Sie werden über den Unterschied des Pflanzenwachstums erstaunt sein. Nebenbei, wenn Sie sich entschieden haben, wo eine bestimmte Pflanze stehen soll, lassen Sie sie dort. Pflanzen, die von einer Stelle zur anderen gerückt werden für jeweils kurze Zeit, scheinen nie gut zu gedeihen.
Autor: Thomas F. Kalina - Artikel aus Orchid Digest Heft 1 / 1996
Übersetzung: Silke Friedlein
Licht
Lassen Sie uns mit der ersten Komponente beginnen - Licht.
Die Lichtmenge, die Paphiopedilum in Kultur benötigen, ist abhängig von der Jahreszeit und der dadurch bedingten Intensität der Sonne
(Einfallswinkel).
Wie viel Licht brauchen sie? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einen Blick auf die Verhältnisse in der Heimat der Spezies werfen. Abgesehen von den jahreszeitbedingten Temperaturunterschieden, ist der beständige, der uns dazu führt, optimale Lichtverhältnisse für die
Pflanzen festzustellen, der jährliche Regenfall in den besonderen Gebieten, in denen sie wachsen.
Wir müssen auch berücksichtigen, dass die meisten Paphiopedilum Spezies in den unteren Bereichen wachsen, abgeschirmt in den meisten Fällen von den direkten Sonnenstrahlen durch größere
Pflanzen und Bäume. Alle Dinge berücksichtigt, sind Paphiopedilurn grundsätzlich Pflanzen sind, die wenig Licht benötigen (es gibt Ausnahmen, aber in diesem Fall nicht viele). Es ist immer wieder
erstaunlich, dass Autoren das diese Pflanzen soviel Licht wie möglich, d.h. bis ,,kurz vor dem verbrennen erhalten sollten.
Kein Wunder, dass die Gattung den Ruf hat, schlecht zu gedeihen.
Zuviel Licht ist ursächlich für schlechtes Wachstum und ausgeblichene Blätter. Die Pflanze mag unter diesen Bedingungen üppiger blühen, doch ist dies eine Art Antwort auf die Belastung und die Blüten
sind nicht so schön gefärbt. Wird ständig zu viel Licht geboten, wird die Pflanze eventuell ein Stadium des Wachstumsstillstands erreichen. Wenig Licht hat gerade den umgekehrten Effekt - die
Blätter werden größer und praller, die kristallenen Zellen in den Blättern von Spezies mit mosaikartigen Blättern werden deutlich unterschiedlich. Zugegeben, die Pflanze mag nicht so üppig oder so oft blühen, aber wenn sie es tut, werden die Blüten größer sein und sattere Farben haben.
Eindeutig, extrem wenig Licht stört die Photosynthese und die Pflanze wird nicht überleben. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass. die Pflanzen nicht anpassungsfähig sind zu mehr oder weniger Licht, als
jene bekommen, die in freier Natur wachsen, aber die Reichweite der Anpassungsfähigkeit ist relativ begrenzt. Idealer weise sollte die Reichweite plus/minus fünf Prozent der durchschnittlichen
heimatlichen Lichtverhältnisse nicht überschreiten.
Die meisten Paphiopedilum Spezies gedeihen gut bei ungefähr 12.000 Lux pro Tag im Sommer (das sind 1.000 footcandles für 12 Stunden). Für die Spezies der Sektion Parvisepalum und Brachypetalum addiert man 6.000 Lux pro Tag für optimales Wachstum, für alle Mitglieder der Sektion Coryopetalum (außer P. sanderianum) 4.000 Lux pro Tag zu dem Standardwert von 12.000
Lux hinzu. Für P. sanderianum reduziert man den Standardwert von 12.000 Lux auf 6.000 Lux.
Spezies der Sektion Cochlopetalum gedeihen gut bei 10.000 bis 12.000 Lux und Spezies der Sektion
Pardalopetalum gedeihen gut bei 16.000 Lux. ln der Sektion Paphiopedilum gedeihen die meisten
Spezies gut bei dem Standard von 12.000 Lux. Die.Sektion Barbata beinhaltet einige der am wenigsten Licht benötigenden Paphiopedilum Spezies, mit dazu gehörend das P. barbatum in freier Natur gefunden wachsend bei 100 bis 300 footcandles! Das sind weniger als 2.000 Lux durchschnittlich.
Paphiopeditum wentworthianum, P. bougainvileanum, P. violascens, P- papuanum und P.mastersianum sind besonders intolerant gegenüber größerer Helligkeit und gedeihen am besten bei 6.000 Lux in den Sommermonaten.
Einer unserer ersten Paphiopedilum Züchter in der Gegend von Chicago berichtet, dass P. tonsum eine besonders verheerende Reaktion zeigt auf Lichtintensität. Bei Helligkeit von 16.000 Lux wachsen die Blätter in einem 45" Winkel, sind mehr pigmentiert und die Pflanze ist ganz fest. Hinzu kommt, dass Blüten dazu neigen, kleiner und mehr pigmentiert zu sein wegen der vermehrten Anthocyanin Produktion verursacht durch die größere Lichtintensität. Bei geringer Lichtintensität von
9.000 Lux zeigt P. tonsum eine bedeutende Veränderung in der Morphologie. Die Blätter werden größer, breiter und marmorierter und sie wachsen nahezu horizontal. Die Pflanze hat eine weniger
feste Erscheinung und die Blüten sind größer und viel weniger pigmentiert. Die Bereiche, die die schwarzen Punkte auf den Blütenblättem umgeben, erscheinen besonders attraktiv, da sie eine
brilliante Chartreuse Färbung haben.
lm Winter erhöhen wir die Lichtintensität, um kürzere Tage und flachere Einfallswinkel der Sonnenstrahlen auszugleichen. Wir haben Lichtstärken von 4.000 footcandles zu dieser Zeit des
Jahres festgestellt, und die Pflanzen sind nicht beschädigt. Würde die gleiche Lichtintensität den Pflanzen im Sommer geboten, würden sie beschädigt werden.
Die meisten Paphiopedilum Spezies genießen in der freien Natur eine irgendwie trockenere, kühlere und hellere Periode während des
Winters, und wir versuchen, uns diesen Bedingungen anzunähern. Einer der Gründe, warum die Kultivierung von Paphiopedilum in Northern Hemisphere eine Herausforderung sein kann, ist, dass
unsere Kultivierungsbedingungen normalerweise abweichen von denen in der Wildnis, das bedeutet, der Winter ist normalerweise unsere trübste Periode des Jahres und der Sommer die hellste. Um dies
auszugleichen, benutzen wir im Sommer Schattierungen in unseren Gewächshäusern und entfernen sie im Winter.
Eine abschließende Bemerkung: das Licht bringt mich auf eine meiner liebsten Analogien. Die Paphiopedilum Orchideen Pflanze kann als Miniatur-Wasserpumpe gesehen werden – Wasser wird absorbiert von den Wurzeln und (gepumpt) transpiriert durch die Blattporen an die die
Pflanze umgebende Atmosphäre. Jede der Kultivierungskomponenten berührt die Blattporentranspiration auf die eine oder andere Art. lm Fall der Komponente Licht gilt: je höher die Lichtintensität, desto schneller die Transpiration (Evaporation). Das ist glaube ich der Grund, warum
viele Autoren vorgeschlagen haben, den Paphiopedilum soviel Licht wie möglich bis kurz vor denn Verbrennen der Blätter zu geben - sie versuchen, das Pflanzenwachstum zu verstärken durch
zunehmende(n) Transpiration und Stoffwechsel. Dies funktioniert bis zu einem Punkt, aber man muss daran denken, dass der Grund, warum eine Paphiopedilum an einem bestimmten Platz in der Wildnis
wächst, ist, dass die Bedingungen dort am besten zu ihren besonderen Bedürfnissen passen, sie hat eine ökologische Nische durch Anpassung an diese Bedingungen gefunden. Das bedeutet, dass die
biochemischen und photosynthetischen Prozesse, notwendig für das Pflanzenwachstum, eingestellt sind auf die Umweltbedingungen, die dort in dem Gebiet vorherrschen. Wenn wir eine der Kultivierungskomponenten bedeutend über jene, die in der Wildnis vorherrschen, hinaussteigern, gedeihen die Pflanzen nicht so gut, tatsächlich, sie werden eindeutig an Kraft verlieren bedingt durch
den Stress der Anpassung.
Es ist genauso wichtig die Lichtstärke in der eigenen Umgebung, in der man züchtet, zu kennen, als auch die der natürlichen Heimat der Pflanzen, Dies erfordert, dass Sie sich einen nicht teuren
Lichtmesser kaufen. Messen Sie in regelmäßigen Zeitabständen und zu unterschiedlichen Tageszeiten, um die unterschiedlichen Lichtstärken in ihrer Zuchtumgebung zu bestimmen. Wenn
Sie dann einen Überblick haben, können Sie daran gehen, wenn es notwendig ist, die Lichtintensität zu verändern, in dem Sie entweder Schattierungen anbringen oder entfernen und lhre Pflanzen
umstellen, bis sie den Platz haben, wo sie am ehesten die Lichtstärke bekommen, die sie benötigen.
Sie werden über den Unterschied des Pflanzenwachstums erstaunt sein. Nebenbei, wenn Sie sich entschieden haben, wo eine bestimmte Pflanze stehen soll, lassen Sie sie dort. Pflanzen, die von einer Stelle zur anderen gerückt werden für jeweils kurze Zeit, scheinen nie gut zu gedeihen.