Hallo Orchideenfreunde,
ich finde die Fragestellung ungeheuer interessant.
Leider wird in den Beiträgen überwiegend auf die Schimmelbildung bei Sphagnum eingegangen und nicht darauf, ob reines Seramis eine ähnliche Bedeutung wie reines Sphagnum in der Orchideenkultur haben könnte.
Sphagnum kann in unterschiedlichster Form bei der Orchideenkultur Verwendung finden und nicht immer werden ausreichende Erläuterungen zum Zustand des Sphagnum abgegeben, die die Kulturangaben nachvollziehbar machen.
Lebendes Sphagnum ( für die meisten Orchideenliebhaber leider nicht verfügbar) hat ganz andere Eigenschaften, als getrocknetes.
Mit dem getrockneten Sphagnum aus Neuseeland steht ein Material zur Verfügung, das meines Erachtens viel dichter und feuchtigkeitsspeichernder als getrocknetes einheimisches ist.
Hin und wieder wird darauf verwiesen, daß totes Sphagnum einem, wenn auch langsamen, Zersetzungsprozeß unterliegt.
Damit verliert es seine antibakterielle Wirkung und auch der pH-Wert ändert sich.
Im Laufe der Jahrzehnte hat auch eine gewisse Trendwende bei der Anwendung von reinem Sphagnum als Kultursubstrat stattgefunden. Während früher von dieser Kultur abgeraten wurde (Ausnahme kranke Pflanzen ohne Wurzeln und Rückbulbenvermehrung) verwenden die Erwerbsgärtner seit der Einfuhr von Sphagnum aus Übersee dieses bei den unterschiedlichsten Gattungen als alleiniges Substrat und wie es scheint, mit gutem Erfolg.
Ich persönlich habe aber die Erfahrung gemacht, daß es mit dem Erfolg schnell vorbei ist, wenn die Pflanzen in neuen Kulturräumen einem anderen Feuchtigkeitsregime unterliegen (wir kennen ja oft nicht einmal die Gärtnereien, in denen die Pflanzen gezogen wurden, von Einzelheiten der Kulturführung ganz abgesehen).
Deshalb werden Orchideen in reinem Sphagnum bei der nächst sinnvollen Gelegenheit in Substrate gesetzt, mit denen ich erfolgreich kultiviere.
So abwegig es zunächst erscheint, an dieser Stelle alternativ über Seramis als Alleinsubstrat für Orchideen zu diskutieren - ich glaube in unserem Forum an einigen Stellen von Orchideen in reinem Seramis gelesen zu haben, allerdings ohne Berichte über längere Kulturerfahrungen.
Zur Zeit habe ich einige Paphiopedilum und Dendrobium versuchsweise in reines Seramis gesetzt. Über Langzeiterfahrungen verfüge ich noch nicht.
Dabei liegen einige Vorteile (auch gegenüber Sphagnum) auf der Hand :
Seamis ist leicht verfügbar (und im Verhältnis zu anderen Orchideensubstraten oder -komponenten nicht einmal teurer)
und strukturstabil. Es gibt keine Stoffe ab.
In der Wasserspeicherkapazität erreicht es zwar nicht das Sphagnum (ca. 20-fache des Eigengewichtes) aber übertrifft alle anderen üblich verwendeten Substratbestandteile. Dabei fließt das überschüssige Wasser ebenfalls ab und der Feuchtigkeitsgehalt ist auch optisch sichtbar.
Daß es von Seramis auch ein Orchideensubstrat aus mehreren Komponenten gibt, ist für mich kein Grund, das reine Seramis für ungeeigneter zu halten.
Im Gegenteil, wenn man den Preis für das zusammengesetzte Substrat nimmt, wäre mir die Komponente aus gebranntem Tonmaterial rein lieber, zu mal sie eine andere Größe und Oberfläche als das übliche Seramis hat. Es gibt Orchideengärtner, die Substratmischungen aus Tongranulaten mit organischen Komponenten wie Rinde oder Sphagnum ablehnen.
Mir ist zwar klar, dass es Gattungen gibt, für die entweder Sphagnum oder Seramis die bessere Lösung sind.
Aber es wäre interessant zu wissen, welche Erfahrungen mit der Kultur in reinem Seramis es bisher gibt.
Gruß
Christian