Brassavola nodosa [(Lindley) Lindley 1831]Vorkommen: Verbreitet von Mexiko bis Kolumbien an der Pazifikküste bis hin zur Karibik und deren Inseln. Die am weitesten verbreitete Art der Gattung.
Standort: Oft in Trockenwäldern nahe der Küste zu finden, insbesondere im küstennahen Bereich zwischen 0 und 500 m, auf Mangrovenwurzeln und lithophytisch auf Küstenfelsen, nicht selten gischtübersprüht, meist aber epiphytisch, auch auf extremen Unterlagen wie auf Säulenkakteen, auf Kokospalmen und Tamarindenbäumen; fast stets ohne Substrat.
Variationen: in zahlreichen Merkmalen stark variierend: Länge und Dicke (Sukkulenz) der Blätter, Blütendurchmesser und Größe der Blütenglieder, glatter oder entfernt gezähnelter Lippenrand, geringe oder reichlichere Punktierung der Lippe.
var. venosa (Lindl.) H. G. Jones: Labellum nicht glattrandig, sondern gezähnelt. - Belize, Guatemala.
var. grandiflora (Lindl.) H. G. Jones: Blüten fast doppelt so groß wie es dem Durchschnitt des Typus entspricht. Ursprünglich in Westindien.
Hybride: Ähnlich, wenn auch nicht ganz so häufig wie ihre nahe Verwandte B. digbyana, wurde von jeher B. nodosa als beliebter Kreuzungspartner verwendet, seit 1906 insgesamt 117 mal. Zweitelter solcher Hybriden waren bislang Arten der Gattungen Brassavola (4), Laelia (7), Cattleya (22), Epidendrum bzw. Encyclia (20), Sophronitis (2; s. Brassophronitis), Diacrium (1; s. Brassodiacrium), Broughtonia (1; s. Brassotonia), Leptotes (1; s. Leptovola) und Berkeria (1; s. Brassokeria), außerdem Hybriden von Cattleya (25), Laeliocattleya (16; s. Brassolaeliocattleya), Brassolaeliocattleya (8 ), Sophrolaelia (2; s. Lowara), Sophrocattleya (2; s. Rolfeara), Sophrolaeliocattleya (3; s. Potinara), Epidendrum (1; s. Brassoepidendrum) und Lyonara (1; s. Recchara).
Beispiele sind:
B. nodosa x B. glauca = B. Moonlight Perfume (FITCH 1970)
B. nodosa x B. acaulis = B. Guiseppe (CASA LUNS 1968)
B. nodosa x B. cucullata = B. Yak (HAWKES 1946)
B. nodosa x B. digbyana = Jimminey Cricket (STEWART 1974)
B. nodosa x Bro. sanguinea = Bstna. John H. Miller (CHARLES 1960)
B. nodosa x C. citrina = Bc. Ethyte (RUBEN 1979)
B. nodosa x C. dowina = Bc. St. André (SANDERS 1923)
B. nodosa x C. labiata = Bc. Katherine H. Chatham (FLICKINGER 1960)
B. nodosa x C. luteola = Bc. Sea Mist (ROD McLELLAN 1975)
B. nodosa x C. skinneri = Bc. Yoyo (FLICKINGER 1960)
B. nodosa x C. trianae = Bc. Mrs. J. C. Hirst (McBEANs ORCHIDS 1911)
B. nodosa x Epi. atropurpureum = Bepi. Arubiana (EWING 1950)
B. nodosa x Epi. ciliare = Bepi. Sylvia Wight (J. TARR 1979)
B. nodosa x Epi. mariae = Bepi. Alex Hawkes (FLICKINGER 1964)
B. nodosa x Epi. pseudepidendrum = Bepi. Pseudosa (VOO DOO ORCHIDS 1974)
B. nodosa x Epi. stamfordianum = Bepi. Scott Rodgers (RODGERS 1960)
B. nodosa x Epi. vitellinum = Bepi. Notell (JESUP 1970)
B. nodosa x L. cinnabarina = Bl. Cindosa (U. G. BLACK 1961)
B. nodosa x L. flava = Bl. Fladosa (COLMAN 1906) 1. Hybride!
B. nodosa x L. harpophylla = Bl. Harposa (VOO DOO ORCHIDS 1974)
B. nodosa x L. purpurata = Bl. Morning Glory (DEL ORA 1958)
B. nodosa x L. rubescens = Bl. Suzette Chaney (CHANEY 1966)
B. nodosa x S. cernua = Bnts. Waipuna (W. W. G. MOIR 1964)
B. nodosa x S. coccinea = Bnts. Edna (SHAW 1962)
B. nodosa x Bark. skinneri = Brsk. Hedva Pener (STAAL 1980)
B. nodosa x Diacm. bicornutum = Bdia. Colmaniae (COLMAN 1909)
B. nodosa x Lpt. bicolor = Lptva. Rumrill Snow (RUMRILL 1979)
Blütezeit: Blüht von Oktober bis Dezember; 4-8 Wochen haltbare Blüten.
Verwechslungen: Verwechslungsmöglichkeiten sind kaum gegeben. Die anderen in Kultur befindlichen Brassavola-Arten haben entweder flache Blätter (B. glauca, B. digbyana), viel länger ausgezogene, hängende Sepalen und Petalen (B. cucullata), seitliche Infloreszenzen (B. acaulis, B. lineata) oder ein sitzendes Labellum, das am Grund nicht genagelt bis keilförmig ist (B. tuberculata, B. fragrans, B. martiana u.a.). Von den übrigen Arten verbleiben nur noch B. subulifolia Lindl. aus Jamaica, die nur bis 6 cm große Blüten besitzt, und B. rhopalorhachis Rchb. f. mit einer innerhalb der Gattung einzigartigen verzweigten Infloreszenz.
Wissenswertes: Möglicherweise ist Brassavola nodosa die erste bekanntgewordene epiphytische Orchidee; bereits HERMANN beschrieb sie 1698 im "Paradisus Batavius" als Epidendron nodosum. Diesen Namen behielt LINNÉ bei, als er sie 1753 in seinem Ausgangswerk für die botanische Nomenklatur "Species Plantarum", S. 1350, aufführte. Ausgangspflanze ist ein Exemplar aus Jamaica. LINDLEY benannte die Art in seinen "Genera and Species of Orchidaceous Plants" 1831, S. 114, in Brassavola nodosa um. Nicht viel später beschrieb LINDLEY (in Botanical Register Bd. 25, Miscellaneous Matter No 14, S. 16) 1839 nach einem aus Belize erhaltenen Exemplar B. grandiflora als eine gleichsam Riesen-nodosa und 1840 (ebenda Bd. 26, Tafel 39) B. venosa aus Honduras. SCHLECHTER beschloß schließlich den Reigen mit der Beschreibung von B. scaposa (in Orchis 13, S. 77 - , 1919) nach einer Pflanze aus Costa Rica, die zwischen B. acaulis und B. nodosa stehen und sich gegenüber B. nodosa durch einen dünnen Infloreszenzstiel auszeichnen sollte. Während die letztere Sippe mit B. nodosa zweifellos konspezifisch ist, werden die beiden erstgenannten hier (s. o.) nach dem Vorschlag von JONES vorerst als Varietäten angesehen. - Wegen ihres insbesondere nachts intensiv süßlichen Duftes wird die Art in Zentralamerika als "Dama de la noche" bezeichnet. Bestäubt wird die Art von Nachtfaltern. - Die Art gehört zur Sektion Cuneilabia.
Bulben: Wurzeln lang, weiß, mehr oder weniger unverzweigt und mehr oder weniger abgeplattet. Triebe 1 - 2 cm voneinander entfernt, meist kettenförmig stehend durch ein kräftiges, 3-6 mm im Durchmesser starkes, vollständig mit häutig weißlich-bräunlichen Niederblättern verdicktes Rhizom verbunden. Triebe selbst 1 - 6 cm (also stark unterschiedlich) lang, leicht spindelförmig, d. h. oberwärts dicker werdend mit drei zur Spitze hin länger werdenden weißhäutigen Niederblättern ganz bedeckt, einblättrig.
Blätter: Blätter bis 20 cm lang, jedoch auch viel kürzer, im Durchmesser 5-12 mm stark, im Querschnitt sukkulent V-förmig, kräftig grün und zugespitzt.
Blütenstände: Infloreszenz endständig, mit einem 6-8 cm langen Stiel, der besetzt ist mit zwei bis drei dunkelbräunlichen Niederblättern, dann eng zwei- bis fünfblütig (meist drei- bis vierblütig).
Blüten: Brakteen schmal-dreieckig-spitz, dunkelbraun, häutig, unauffällig, nur wenige Millimeter lang. Gestielter Fruchtknoten 4 cm lang, schnabellos. Blüten bis 10 cm im Durchmesser, wenig bis halb ausgebreitet, stark duftend. Sepalen schmal-lineal-zugespitzt, das dorsale 70 x 5 mm groß, die lateralen gleich lang, aber 6 mm breit. Sepalen und Petalen hell lindgrün, zart rötlich überlaufen oder fein gesprenkelt. Petalen etwas kürzer und nur 3 mm breit, von gleicher Form. Lippe mit einem basalen schiffchenförmigen und die Säule gänzlich einhüllenden Nagelabschnitt versehen, dieser bis 2,5 cm lang und ausgebreitet 10 mm breit, grünlich, innen und außen fleckenlos oder mit zahlreichen kleineren weinroten Pünktchen versehen, dann eine im Umriß rhombisch-zugespitzte, an der Basis konkave, spitzenwärts herabgeklappte Platte von bis 4x3,5 cm Größe übergehend, diese zuweilen kleiner, stets rein weiß. Säule nieder, 6-7 mm hoch, mit zwei pfriemlich-lineal-sichelförmig aufwärts weisenden Stelidien und am Rücken einem gezähnelten Plättchen in Fortsetzung des Konnektivs stehend. Pollinien acht, in vier ungleichen Paaren, gelegentlich pro Paar mit Ansätzen zu einem dritten, dazwischenliegenden, winzigen Pollinium.
Etymologie: nodosa = knotig, auch Auge = Knospe, vermutlich ein Hinweis auf das Hervortreten der Infloreszenzanlage an der Blattbasis.
Licht/Luftbewegung: Die Pflanze benötigt einen sehr hellen, möglichst sonnigen Stand und während der sommerlichen Wachstumszeit frische Luft.
Temperatur: Die Kultur im Garten bzw. auf dem Balkon ist zu empfehlen, wenn die Nächte nicht kalt und naß sind. Temperaturen im Sommer nicht unter 16° C, ein Ansteigen durch Sonnenbestrahlung auf 30-35° C entspricht durchaus den heimatlichen Gegebenheiten (temperiert bis warmtemperiert).
Wasser: Reichliche Wassergaben sind nötig. Tägliches Tauchen des Astes ist angeraten, evtl. hin und wieder mit Zugabe einer schwachen Düngerlösung. Der neue Trieb erreicht in wenigen Wochen seine volle Größe, spreizt sich dann entlang seiner Mittellinie auf, und in der Öffnung erscheint die Infloreszenz. Während der Blütezeit gibt man die täglichen Wassergaben besser in gespritzter Form, das Tauchen wird von den Blüten nicht so gut vertragen.
Haltung: Man kultiviert die Pflanze vorteilhaft aufgebunden auf grobborkiges Astholz, wo sie sich in relativ kurzer Zeit mit ihren kräftigen Wurzeln verankert.
Ruheperiode: Im Herbst kommt die Pflanze wieder hinter Glas, durchaus in volle Sonne bei viel frischer Luft. Die Wassergaben werden nun stark reduziert und im Winter fast ganz eingestellt, vorausgesetzt, die Luftfeuchtigkeit ist täglich mehrere Stunden mindestens 70 % . Die Wintertemperaturen können am Tag um 18° C, in der Nacht absinkend bis evtl. auf 12° C betragen. Die ausgeprägte Ruhezeit endet erst im späten Frühjahr (Mai), wenn bei steigenden Temperaturen eine Umsiedlung ins Freie möglich ist.
Bemerkungen: Die willig blühende, kleine Pflanze mit den lange haltbaren, großen Blüten ist eine ideale Liebhaberorchidee. Für Zimmerkultur gut geeignet.
Quelle: OrchAtlas 3.3.1.1.2[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]Ich habe zwei Stück davon, die regelmäßig und mehrfach blühen. Die Obige hat z.Z. zwei Blütenstängel mit je 2 und 3 Blüten. Beide Pflanzen stehen im Wintergarten. Eine kräftige Ruhezeit habe ich nicht eingehalten.
LG Friedrich