Was soll ich machen?

Meine kleine Sammlung besteht zum größten Teil aus Phalaenopsen; keine teuren Naturformen, doch schön. Nun sind zwei von ihnen in die Jahre gekommen und verlieren am Stamm unten die Blätter. Der Stamm treibt jedoch weiter neue Wurzeln und auch das übrige Wurzelwerk sieht kräftig aus.
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Soll ich nun den Stamm bis auf die neuen Wurzeln kürzen und neu eintopfen oder lohnt sich der Aufwand bei einer zwar schönen doch billigen Pflanze nicht? Was soll ich machen? Ich werfe zwar ungern eine Pflanze weg, doch man muss ja nicht jeden Ausschuss durchpäppeln.

Liebe Grüße
Michaela

Hallo Michaela

Ich mag auch nichts wegwerfen. Ist ja ein Lebewesen.
Aber arg mitgenommen, sieht sie schon aus.

Wenn du sie bis zu den gesunden Wurzeln einkürzt, schön sauber machst und wieder eintopfst, wird sie bestimmt neue Wurzeln machen und bei guter Pflege wieder wachsen. Es wird dauern, bis sie wieder stark ist.

Ist ein schönes Übungsstück

Als Unbeteiligter, der jedoch auch an Orchideen interessiert ist, sehe ich zwei Möglichkeiten:

1.
Die Niedrigpreise, für die auch attraktive blühende Phalaenopsishybriden angeboten werden, schließen eigentlich aus, daß man sich an das Aufpäppeln dieser Pflanze macht.

2.
Ein wahrer Orchideenfreund hat zwar das Ziel, blühende Orchideen auf dem Fensterbrett zu haben, ist aber genauso an dem Wissen interessiert, das für eine erfolgreiche Kultur mit regelmäßiger Blüte notwendig ist.
Deshalb wirft er schwächelnde Pflanzen nicht gleich weg.
Mit zunehmender Erfahrung fällt es ihm immer leichter, hoffnungslose Fälle zu erkennen, bei denen sich die Mühe nicht lohnt, weil der Aufwand unverhältnismäßig hoch ist bzw. es sich um Todeskandidaten handelt.
Das setzt aber voraus, daß er sich am Aufpäppeln von geschwächten Orchideen schon ausreichend versucht hat. Auch aus vergeblichen Versuchen kann man dabei lernen.

Im konkreten Fall hat die Pflanze schon ein Alter erreicht, wo Wachstum und Blühfreudigkeit auf der Fensterbank nachlassen.
Nach meinen Erfahrungen wachsen Phalaenopsishybriden auf der Fensterbank eine Weile zufrieden stellend, sind aber nicht im optimalen Bereich.
Grund sind fehlende Luftfeuchte und unzureichende Absenkung der Nachttemperaturen, seltener nicht ausreichende Lichtmenge im Winter und ganz selten unzureichende Düngung.
Durch die (Un)Sitte, verblühte Blütenstände an der Pflanze zu belassen, erhält man zwar Blüten fast das ganze Jahr über, aber die Pflanzen haben bei suboptimalen Wachstumsbedingungen keine Chancen, ihre Substanz zu verbessern bzw. Reserven aufzubauen.
Trotzdem sind Phalaenopsishybriden die Orchideen, die auf der Fenster (fast) alles mitmachen und dabei auch noch blühen.

Um eine ausgepowerte Orchidee wieder aufzubauen, braucht es aber bessere Wachsumsbedingungen, als sie bisher hatte.
Ein Widerspruch, denn wenn man bessere Bedingungen bieten könnte, hätte man es in der Regel schon getan!
Ausnahme davon sind nur gravierende Kulturfehler, die vermeidbar wären.


Ich hoffe, ich habe Dir genug Argumente für eine richtige Entscheidung geliefert.


Gruß
Christian

…. Also sollte man bei den Phal. verblühte Blütenstände immer (komplett?) entfernen, Deiner Meinung nach, Christian?
Danke, Mara

Ich persönlich kann den alten sparrigen Blütentriebe nichts abgewinnen, meist werden die Blüten immer kleiner.

Um jeden Preis Blüten erzielen zu wollen, das kenne ich auch aus meiner Anfängerzeit.
Später habe ich heraus gefunden, daß der "natürliche" Jahresrhythmus besser ist.

Im Sommer ist bei uns sowieso Blühsaison, da gehen Phalaenopsisblüten leicht unter.
Wenn man zu Herbstbeginn den Phalaenopsen für ein paar Tage kühlere Temperaturen gibt, wird die Blütenbildung induziert und man hat  im Winter wunderschöne Blüten, die kaum Konkurrenz von anderen blühenden Pflanzen haben.

Übrigens schneide ich manchmal auch bei anderen Orchideen die Blütentriebe vorzeitig ab.
Alle Orchideen, die im Verhältnis zur Pflanzengröße besonders üppige Blütenstände hervor bringen, verlieren während der Blüte enorm an Substanz.
Je nach Veranlagung oder Kulturbedingungen sind sie unterschiedlich in der Lage, durch neues Wachstum den Verlust auszugleichen.
Leider finden sich selten Kulturhinweise auf das individuelle Verhalten der jeweiligen Art.
Nach meinen Erfahrungen sind besonders Oncidiumarten anfällig für eine Schwächung nach langer Blüte und meist kommen Schwächeparasiten und Krankheiten dazu.
Sie gehören auch zu der Gruppe von Orchideen, die bei schlechter werdenden Bedingungen alle Kraft in eine letzte Blüte fließen lassen und sich so für ihre Samen opfern.
Dagegen werden bei mir z B. Cattleyen durch die Blüten nicht so sehr geschwächt.
Sie haben aber auch einen natürlichen Schutz dagegen. Wenn die Neutriebe zu schwach sind, blühen sie eben nicht.

Blühende Orchideen zu kaufen, kann der Beginn einer großen Leidenschaft sein.

Orchideen nach einem Jahr wieder zum Blühen zu bringen oder nach längerer Kultur zur Erstblüte zu bringen, geht schon in Richtung fortgeschrittener Kultivator.

Jahrelang Orchideen zu pflegen, ihren Jahresrhythmus zu beobachten und dabei ihre Bedürfnisse kennen zu lernen, zeichnen den erfahrenen Orchideenpfleger aus.
Blüten sind dann kein Zufall mehr.
Anzahl und Größe, sowie attraktive Blütenstände werden durch Schaffung möglichst optimaler Wachstumsbedingungen, Einhaltung notwendiger Ruhe- und Reifungszeiten und richtiger Ausrichtung zum Licht während der Knospenbildung beeinflußt.

Dabei hat der sog. "grüne Daumen" nichts mit angeborenen Talenten zu tun,
es bildet sich mit der Zeit eher ein "grünes" Zentrum im Hinterkopf.


Gruß
Christian

Dankeschön, Christian, für die ausführliche Antwort , liebe Grüße von Mara

Sieht irgendwie aus als wenn die Pflanze Schädlinge hat, eventuell Spinnmilben.
Schau mal mit einer Lupe genau nach!
Ansonsten sollte sie neues Substrat bekommen und dabei entfernst du abgestorbene Wurzeln.
Der neue Topf sollte nicht zu groß sein!

Phalaenopsis kann sehr alt werden wenn die Pflege stimmt auch wenn sie viele Blüten machen.
Nach 10 Jahren entwickeln viele erst ihr volles Potential.

Durch Zufall bin ich auf folgenden Link gestoßen, das Video paßt genau zum Thema:

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Die Übersetzung läßt den Eindruck entstehen, dass Orchideenblätter damit bewurzelt werden können, das ist falsch.
Es handelt sich um den Rest eines Rhizoms, wie an dem Ansatz für ein weiteres Blatt zu sehen ist.

Für wertvolle oder nicht wiederbeschaffbare Orchideen lohnt sich der Versuch.


Gruß
Christian

Biene schrieb:Hallo Michaela

Ich mag auch nichts wegwerfen. Ist ja ein Lebewesen.
Aber arg mitgenommen, sieht sie schon aus.

Wenn du sie bis zu den gesunden Wurzeln einkürzt, schön sauber machst und wieder eintopfst, wird sie bestimmt neue Wurzeln machen und bei guter Pflege wieder wachsen. Es wird dauern, bis sie wieder stark ist.

Ist ein schönes Übungsstück  

Danke an alle für die Ratschläge! Ich habe den holzigen Stamm gekürzt und die Pflanze mit den neuen kleinen Wurzeln wieder eingetopft. Sie steht jetzt etwas kühler im Schlafzimmer und wird nur besprüht. Wir werden sehen. Gelegentlich werde ich ein neues Foto hier einstellen, wenn die Sonne mal wieder scheint.

Liebe Grüße
Michaela

Hallo Michaela

Super

Schön beobachten und pflegen.
Falls die Blätter weiter so fleckig sind, könnten Milben oder Thripse saugen. Dann müsstest du auf jeden Fall behandeln.

Wie gesagt, ein Übungsstück  - gut zum Ausprobieren.

michma schrieb:Meine kleine Sammlung besteht zum größten Teil aus Phalaenopsen; keine teuren Naturformen, doch schön. Nun sind zwei von ihnen in die Jahre gekommen und verlieren am Stamm unten die Blätter. Der Stamm treibt jedoch weiter neue Wurzeln und auch das übrige Wurzelwerk sieht kräftig aus.


Soll ich nun den Stamm bis auf die neuen Wurzeln kürzen und neu eintopfen oder lohnt sich der Aufwand bei einer zwar schönen doch billigen Pflanze nicht? Was soll ich machen? Ich werfe zwar ungern eine Pflanze weg, doch man muss ja nicht jeden Ausschuss durchpäppeln.

Liebe Grüße
Michaela

Sorry, ich würde solche Pflanzen sofort entsorgen. Der Aufwand und die Mühen diese Orchidee wieder zur Blüte bringen sind einfach zu groß.

Das Hochpäppeln solcher Pflanzen kann einem auch die Freude an der Kultur von Orchideen vermiesen...

Der Zustand dieser Pflanze muss aber auch einen Grund haben - stand diese Pflanze im Sommer auf dem Balkon oder im Garten?

Obwohl das wieder komplett vom Thema abweicht will ich nur erwähnen dass anstatt meinen Nopsen dieses Jahr eine Kühlung im Herbst zu geben, habe ich Sie alle warm weitergewachsen. Da hab ich absichtlich die Heizung eingestellt dass es immer zwischen 24 und 20 grad war, also ähnlich wie im Sommer ohne Heizung. Ausser von 2 die noch zu jung sind haben alle angefangen einen Blütentrieb zu bilden.
Das ist ja die normale Zeit, die werden wie jedes Jahr im Frühling blühen, ich wollte mal fragen ob das jemand anders auch beobachtet hat?

laris schrieb:Obwohl das wieder komplett vom Thema abweicht will ich nur erwähnen dass anstatt meinen Nopsen dieses Jahr eine Kühlung im Herbst zu geben, habe ich Sie alle warm weitergewachsen. Da hab ich absichtlich die Heizung eingestellt dass es immer zwischen 24 und 20 grad war, also ähnlich wie im Sommer ohne Heizung. Ausser von 2 die noch zu jung sind haben alle angefangen einen Blütentrieb zu bilden.
Das ist ja die normale Zeit, die werden wie jedes Jahr im Frühling blühen, ich wollte mal fragen ob das jemand anders auch beobachtet hat?

Die Blüteninduktion wird nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zu großen Teilen durch eine Gen-Gruppe, den sogenannten Florigenen initiiert. Vereinfach dargestellt bedeutet das, dass die Veränderung der Lichtmenge in den Blattspitzen durch diese Gene gemessen wird - wird ein Schwellwert über- oder unterschritten, erfolgt eine Blüteninduktion.

Jetzt sollten die Temperaturen und die Feuchtigkeit nicht zu hoch sein, sonst wird die Blüteninduktion durch einen neuen Wachstumsschub "überschrieben" und die Pflanze treibt erneut aus anstatt zu blühen.

Die Blütezeit der Pflanzen ist im übrigen auch genetisch festgelegt und kann nur durch die eben beschriebenen Maßnahmen beeinflusst werden.

Der größte Teil meiner blühfähigen Phal.-Hybriden treibt auf der Fensterbank auch gerade Rispen.