Pirin-Gebirge in Bulgarien
Ich war früher oft zusammen mit Freunden bei wochenlangen Bergtouren mit Zelt und Kraxe in der Slowakei, Rumänien und Bulgarien unterwegs und habe viele Erlebnisse gesammelt. In jedem Urlaub hatte ich eine Spiegelreflex (Praktika, Zeiss Tessar 2,8/50) und für die 16-20 Tage Urlaub 10 Dia-Filme mit. Man hat damals nicht so viel "geknipst" wie heute: Jedes Bild war teuer und man hatte auch nicht so viel Zeit, sich auf das Motiv zu konzentrieren.
In der Winterzeit begann dann die große Arbeit: Diagläser putzen und Bilder rahmen. Pro Haupturlaub waren es immerhin ca. 400 Stück. Ich habe einen Schrank mit einigen Tausend Dias! Und: Lange nicht mehr angesehen! "Nach uns" wird sie keiner mehr betrachten. Vor wenigen Wochen jährte sich mein Hochzeitstag; ein dringender Grund, die alten Bilder wieder vor zuholen.
Ich habe eingescannt. Die alten Dias hatten mit der Zeit etwas gelitten: Sie sind blasser geworden und das Cyan ist deutlich schwächer geworden. Auch Staub ist vorhanden. Dennoch geben sie gut die Gegebenheiten wider.
Unsere Hochzeitsreise begann Ende Juni 1988. Es war eine Autoreise nach Rumänien und Bulgarien. Doch zuerst waren einige Vorbereitungen nötig. Für die Fahrt suchten wir ein mitfahrendes Ehepaar. Das war wichtig für die nicht einfache Fahrt durch Rumänien. Wir mußten ja auf der Fahrt auch mal halten. Sofort kamen "Händler", die unsere Hemden und Hosen befühlten und alles kaufen wollten. Für die vielen bettelnden Kinder hatten wir hinreichen Bonbons bereit; da war der Schwarm erst einmal beschäftigt.
Aus dem "Wartburg" wurde die hintere Sitzbank ausgebaut, um den Stauraum zu vergrößern (Wasser, 20-Liter-Benzinkanister, Lebensmittel, Ersatzteile für das Auto und...und...). Der Wagen bekam einen 60-Liter-Tank. Wir mußten ja auch noch Gemisch-Öl mitnehmen, denn der "Wartburg" war ein Zweitakter und das Öl in Bulgarien war nicht zu gebrauchen! Das Benzin war immer ein Problem in Rumänien. Wir bekamen Talons für 20 Liter. Damit ist man nicht durchgekommen. Der kürzeste Weg durch Rumänien war damals der Weg zur Fähre bei Kalafat nach Vidin über die Donau (420 km durch hohes Bergland). Diese Route war von Touristen aus der DDR und der Tschechoslowakei mit Beginn der Sommerferien wegen der Kürze stark frequentiert. Auch viele Niederländer mit großen Wohnwagen waren unterwegs.
Durch Ungarn durfte der Benzinkanister nur leer mitgenommen werden. Wir füllten deshalb an der rumänischen Grenze einige große Selterswasser-Flaschen mit Benzin. Das fiel nicht auf. Jeder Liter zählte!
Wir kamen abends an der Fähre in Kalafat an und standen in einer kilometerlangen Schlange. Der Fährbetrieb ging bis 22 Uhr, dann war es wegen der spärlichen Beleuchtung (nur eine Lampe leuchtete am Ufer!) für das Personal doch zu gefährlich und es war Schluß. Wir haben im Auto übernachtet; uns zu entfernen war nicht ratsam.
Am nächsten Morgen waren wir sehr zeitig auf der Fähre. Die Autos standen dicht gedrängt. Man mußte aussteigen, sonst ging die Tür nicht mehr auf.
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Die Donau ist dort breit. Die Überfahrt dauert knapp eine Stunde. Auf dem Bild sieht man die steile Abfahrt zur Donau auf rumänischer Seite.
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Unser Hochzeitsstrauß wird in die Donau geworfen und schwimmt nun ins Schwarze Meer.
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Das Ufer von Vidin. Die Bulgaren haben für ausreichend Beleuchtung gesorgt.
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Jetzt sind wir in Bulgarien und nach der letzten Nacht ordentlich müde.
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Nach ein paar Stunden ging es weiter.
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Unsere Mitfahrer trennten sich dann von uns und fuhren ans Schwarze Meer. Wir jedoch fuhren nach Süden durch das Struma-Tal, machten einen Abstecher zum Rila-Kloster (überspringe ich hier) und gelangten ins Pirin-Gebirge (40 x 25 qkm). Dieses Gebirge besteht fast nur aus Kalkgestein und weißem Mamor und hat einen stark alpinen Charakter. Die Straße führte und bis zur Banderiza-Hütte (1811 m). Dort war ein kleiner sehr steiniger Platz zu Zelten. Hier steht auch der älteste Baum vom Balkan, eine etwa 1300 Jahre alte Schlangenhaut-Kiefer [Pinus heldreichii]. Sie ist dort auf kargem Boden bis 2500 m Höhe heimisch.
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Am nächsten Tag begann unser Aufstieg durch die Bärenschlucht sehr zeitig, den wir hatten 1300 Höhenmeter zu überwinden und das Wetter in dieser Höhe kan sehr schnell umschlagen. Es ging an der Baumgrenze durch ein feuchtes Hochtal mit vielen Himmelschlüsseln, Enzian, Krokussen direkt aus dem Schnee.
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Dann begann der Aufstieg zum Kontscheto, einem 2810 m hohem Felsgrat aus blendend weißem Mamor, der auf der einen Seite - wie auf dem Bild zu sehen, sehr steil 600 m abfällt, auf der anderen Seite ca. 500 m senkrecht in ein schneebedecktes Hochkar führt. Kontscheto bedeutet "Pferdchen", da man auf dem sehr schmalen First mit Gepäck auf dem A.... lang rutschen muß, jedes Bein hängt dann in einen anderen Abgrund. Auf dem First ist ein Drahtseil gespannt, welches jedoch eher der psychologischen Stärkung dient und weniger für die aktive Sicherung geeignet ist.
Die Sonne strahlte und das Gestein blendete stark. Einen eigentlicher gab es nicht, nur ab und zu eine Farbmarkierung oder eine Stange.
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Dann endlich oben.
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Schnee gibt es hier oben bis etwa Mitte August, im September kommt schon wieder der neue. Der Schnee ist stark verharscht und manches Schneefeld macht die Überquerung schwer. Ins Rutschen darf man nicht kommen.
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Ab und zu auch in dieser Steinwüste einige Pflanzen.
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Wir mußten den gleichen Weg vom Kontscheto bis in den Sattel wieder absteigen und dann begann der schwierige Aufstieg zum Wichren-Gipfel.
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Und immer wieder Schneefelder.
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Dann kam der Gipfel in Sicht. Der Wichren ist 2914 m hoch und der zweithöchste Berg in Bulgaren. Es war diesig und die sonst spektakuläre Weitsicht war etwas gedämpft. Ins Gipfelbuch haben wir uns eingetragen. Dann erfolgte der etwas schnelle Abstieg, denn das Wetter drohte zu kippen.
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Das war der Wichren, den ich schon bei einer vorherigen Bergtour kennen gelernt hatte. Wir zogen dann noch etwa eine Woche durch Bulgarien und eine Woche durch Rumänien (Wehrkirchen in Siebenbürgen, Audienz in Bran bei Dracula). Es waren Erlebnisse, die nicht alltäglich sind!
Übrigens: Ich bin in diesem Urlaub 6200 km gefahren, habe 6,3 l Benzin pro 100 km verbraucht und einen Satz Bremsen abgefahren (der Wartburg hatte eine Freilauf und bremste bei den vielen Talfahrten nicht). Eine Klimaanlage gab es damals natürlich auch noch nicht.
Ich bin froh, alle diese Touren gemacht zu haben, als ich noch konnte. Einige von Euch, die derartige Wanderungen noch nie gemacht haben, werden mich für verrückt erklären. Damit kann ich leben.
LG Friedrich
Ich war früher oft zusammen mit Freunden bei wochenlangen Bergtouren mit Zelt und Kraxe in der Slowakei, Rumänien und Bulgarien unterwegs und habe viele Erlebnisse gesammelt. In jedem Urlaub hatte ich eine Spiegelreflex (Praktika, Zeiss Tessar 2,8/50) und für die 16-20 Tage Urlaub 10 Dia-Filme mit. Man hat damals nicht so viel "geknipst" wie heute: Jedes Bild war teuer und man hatte auch nicht so viel Zeit, sich auf das Motiv zu konzentrieren.
In der Winterzeit begann dann die große Arbeit: Diagläser putzen und Bilder rahmen. Pro Haupturlaub waren es immerhin ca. 400 Stück. Ich habe einen Schrank mit einigen Tausend Dias! Und: Lange nicht mehr angesehen! "Nach uns" wird sie keiner mehr betrachten. Vor wenigen Wochen jährte sich mein Hochzeitstag; ein dringender Grund, die alten Bilder wieder vor zuholen.
Ich habe eingescannt. Die alten Dias hatten mit der Zeit etwas gelitten: Sie sind blasser geworden und das Cyan ist deutlich schwächer geworden. Auch Staub ist vorhanden. Dennoch geben sie gut die Gegebenheiten wider.
Unsere Hochzeitsreise begann Ende Juni 1988. Es war eine Autoreise nach Rumänien und Bulgarien. Doch zuerst waren einige Vorbereitungen nötig. Für die Fahrt suchten wir ein mitfahrendes Ehepaar. Das war wichtig für die nicht einfache Fahrt durch Rumänien. Wir mußten ja auf der Fahrt auch mal halten. Sofort kamen "Händler", die unsere Hemden und Hosen befühlten und alles kaufen wollten. Für die vielen bettelnden Kinder hatten wir hinreichen Bonbons bereit; da war der Schwarm erst einmal beschäftigt.
Aus dem "Wartburg" wurde die hintere Sitzbank ausgebaut, um den Stauraum zu vergrößern (Wasser, 20-Liter-Benzinkanister, Lebensmittel, Ersatzteile für das Auto und...und...). Der Wagen bekam einen 60-Liter-Tank. Wir mußten ja auch noch Gemisch-Öl mitnehmen, denn der "Wartburg" war ein Zweitakter und das Öl in Bulgarien war nicht zu gebrauchen! Das Benzin war immer ein Problem in Rumänien. Wir bekamen Talons für 20 Liter. Damit ist man nicht durchgekommen. Der kürzeste Weg durch Rumänien war damals der Weg zur Fähre bei Kalafat nach Vidin über die Donau (420 km durch hohes Bergland). Diese Route war von Touristen aus der DDR und der Tschechoslowakei mit Beginn der Sommerferien wegen der Kürze stark frequentiert. Auch viele Niederländer mit großen Wohnwagen waren unterwegs.
Durch Ungarn durfte der Benzinkanister nur leer mitgenommen werden. Wir füllten deshalb an der rumänischen Grenze einige große Selterswasser-Flaschen mit Benzin. Das fiel nicht auf. Jeder Liter zählte!
Wir kamen abends an der Fähre in Kalafat an und standen in einer kilometerlangen Schlange. Der Fährbetrieb ging bis 22 Uhr, dann war es wegen der spärlichen Beleuchtung (nur eine Lampe leuchtete am Ufer!) für das Personal doch zu gefährlich und es war Schluß. Wir haben im Auto übernachtet; uns zu entfernen war nicht ratsam.
Am nächsten Morgen waren wir sehr zeitig auf der Fähre. Die Autos standen dicht gedrängt. Man mußte aussteigen, sonst ging die Tür nicht mehr auf.
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Am nächsten Tag begann unser Aufstieg durch die Bärenschlucht sehr zeitig, den wir hatten 1300 Höhenmeter zu überwinden und das Wetter in dieser Höhe kan sehr schnell umschlagen. Es ging an der Baumgrenze durch ein feuchtes Hochtal mit vielen Himmelschlüsseln, Enzian, Krokussen direkt aus dem Schnee.
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Dann begann der Aufstieg zum Kontscheto, einem 2810 m hohem Felsgrat aus blendend weißem Mamor, der auf der einen Seite - wie auf dem Bild zu sehen, sehr steil 600 m abfällt, auf der anderen Seite ca. 500 m senkrecht in ein schneebedecktes Hochkar führt. Kontscheto bedeutet "Pferdchen", da man auf dem sehr schmalen First mit Gepäck auf dem A.... lang rutschen muß, jedes Bein hängt dann in einen anderen Abgrund. Auf dem First ist ein Drahtseil gespannt, welches jedoch eher der psychologischen Stärkung dient und weniger für die aktive Sicherung geeignet ist.
Die Sonne strahlte und das Gestein blendete stark. Einen eigentlicher gab es nicht, nur ab und zu eine Farbmarkierung oder eine Stange.
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Schnee gibt es hier oben bis etwa Mitte August, im September kommt schon wieder der neue. Der Schnee ist stark verharscht und manches Schneefeld macht die Überquerung schwer. Ins Rutschen darf man nicht kommen.
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Ab und zu auch in dieser Steinwüste einige Pflanzen.
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Dann kam der Gipfel in Sicht. Der Wichren ist 2914 m hoch und der zweithöchste Berg in Bulgaren. Es war diesig und die sonst spektakuläre Weitsicht war etwas gedämpft. Ins Gipfelbuch haben wir uns eingetragen. Dann erfolgte der etwas schnelle Abstieg, denn das Wetter drohte zu kippen.
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Das war der Wichren, den ich schon bei einer vorherigen Bergtour kennen gelernt hatte. Wir zogen dann noch etwa eine Woche durch Bulgarien und eine Woche durch Rumänien (Wehrkirchen in Siebenbürgen, Audienz in Bran bei Dracula). Es waren Erlebnisse, die nicht alltäglich sind!
Übrigens: Ich bin in diesem Urlaub 6200 km gefahren, habe 6,3 l Benzin pro 100 km verbraucht und einen Satz Bremsen abgefahren (der Wartburg hatte eine Freilauf und bremste bei den vielen Talfahrten nicht). Eine Klimaanlage gab es damals natürlich auch noch nicht.
Ich bin froh, alle diese Touren gemacht zu haben, als ich noch konnte. Einige von Euch, die derartige Wanderungen noch nie gemacht haben, werden mich für verrückt erklären. Damit kann ich leben.
LG Friedrich