Ferndiagnosen zu Orchideen sind immer schwierig, weil man die Pflanze nicht selbst in die Hand nehmen kann.
Nur wenige Schadbilder zeigen sich plötzlich.
Kälteschäden kann man aber bereits nach wenigen Tagen wahrnehmen.
Weiche Blätter werden glasig.
Wenn allerdings schon vorher Fleckenmuster von Saugstellen oder Infektionen auf den Blättern waren, kann das Absterben der Blätter auch darauf zurück zu führen sein.
Oft mischen sich Krankheitsbilder.
Fraß- oder Saugstellen tierischer Schädlinge sind die Eingangspforten für bakterielle und pilzliche Krankheitserreger.
Erstere bewirken idR einen schnellen Krankheitsverlauf, letztere können die Pflanze über lange Zeit unwiderruflich schwächen.
Die sog. Welkepilze sind besonders heimtückisch, weil sie vom Schadbild her eine natürliche Alterung vortäuschen, aber viel schneller die älteren Pflanzenteile abtöten.
Im konkreten Fall sind geschrumpfte Bulben eindeutig erkennbar, die eigentlich noch prall sein müssten.
Das Schrumpfen kann mehrere Ursachen haben, dauert etliche Wochen oder sogar Monate.
Zu wenig Wasser ist möglich, aber unwahrscheinlich.
Oft hat eine Orchidee aber zu wenig intakte Wurzeln, dann schrumpfen diese Wasserspeicher. Gesunde Wurzeln sind an den Schnittstellen im Inneren immer grün!
Häufig leiden die Orchideen unter Stress u. a. infolge zu geringer Luftfeuchte und/oder fehlender Temperaturabsenkung in der Nacht.
In letzterem Fall wird der Stoffwechsel der Pflanze nicht genügend herunter gefahren.
Stress äußert sich oft nicht in direkten Schadbilder.
Er führt auch bei Orchideen dazu, daß das Immunsystem geschwächt wird.
Schädlinge und Krankheiten, die gesunde Pflanzen kaum befallen, können sich auf geschwächten schnell vermehren.
Da Orchideen einen "langsamen" Stoffwechsel haben, treten äußere Befallsbilder erst spät auf.
Für viele Krankheiten kommt dann jede Hilfe zu spät, da die meisten Medikamente eher vorbeugend wirken.
Gesunde mehrtriebige Orchideen mit genügend Substanz können oft gerettet werden, wenn befallene Teile abgeschnitten werden.
Schwache Exemplare sind kaum zu retten.
Ich habe über Jahrzehnte versucht, solche Stücke unter optimalen Bedingungen wieder aufzubauen. Es hat nur bei sehr wenigen geklappt, was jedesmal ein kleines Wunder war.
Fazit:
In den meisten Fällen vorgestellter kranker Orchideen kommt jede Hilfe zu spät.
Wichtig ist es, die Muster der möglichen Krankheitsbilder zu erkennen.
Diese Erfahrungen erwirbt man im Laufe der Jahre.
Dann kann man auch rechtzeitig eingreifen.
Bis dahin und darüber hinaus gilt es, alle vorbeugenden Maßnahmen zu ergreifen und stets anzuwenden:
Optimale Kulturbedingungen schaffen (nachdem man sie recherchiert hat).
Neue Orchideen möglichst unter Quarantäne stellen.
Sauberes, notfalls aufbereitete, Regenwasser verwenden.
Schnittstellen und Schneidinstrumente immer desinfizieren.
Pflanzenhygiene einhalten, das bedeutete, kein Wasser darf längere Zeit in Blattachseln und Neutrieben verweilen.
Insektizide, Akariziden und Fungizide dort einsetzen, wo es Sinn macht.
Nur einwandfreie Pflanzsubstrate verwenden.
Kulturräume, Pflanzgäße und benutzte Gerätschaften regelmäßig reinigen.
Gruß
Christian