Blüten in und um Jena

Ich beginne eine neue Serie mit Blütenattraktionen in und um Jena. Der Beitrag sollte erst Mitte Februar beginnen, doch das milde Wetter bringt bei mir im Garten schon die ersten Schneeglöckchen und Winterlinge aus der Erde. Es geht hier um den Winterling (Eranthis hyemalis), ein Hahnenfußgewächs. Die Pflanze wächst aus einer recht kleinen Knolle und ist im südlichen Europa beheimatet. Sie wurde im 17. Jahrhundert mit Rebstöcken nach Mitteleuropa gebracht und hat sich an einigen Stellen gut vermehrt. Zwischen der Ortsteilen Cospeda und Closewitz im Rautal von Jena, ein ehemaliges Weinanbaugebiete, gibt es einen etwa 5 Hektar großen Laubwald, der etwa ab Mitte Februar in ein gelbes Blütenmeer verwandelt wird. Es ist ein in dieser Größenordnug einmaliges Vorkommen in Mitteleuropa. Zu diesem Naturschauspiel wandern dann Scharen von Naturfreunden. Es gibt hier etwa 300 Blüten/qm; geschätzt etwa 1,6 Millionen. Die Blütezeit geht bis März. Dann kommen Leberblümchen, gelbe und weiße Buschwindröschen, Aronstab, Blaustern, Hohler Lerchensporn, Seidelbast und einige Orchideenarten.
Die ersten Winterlinge wurden schon mal zu Weihnachten gesichtet. Jetzt ist aber dort noch nicht viel los; mein Garten liegt nicht so auf der Höhe und ist darum wärmer. Meine ersten Frühlingsblüher im Garten haben mich zum Beitrag animiert. Die Bilder sind vom vorigen Jahr.
Die Knollen werden preiswert angeboten und sind in vielen Jenaer Gärten zu finden. Die Pflanzen säen sich bei günstigem Standort (halbschattig) leicht aus.
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Wird zur gegebenen Zeit fortgesetzt.
LG Friedrich

Ja Schneeglöckchen und Winterlinge sind auch bei uns immer die ersten.

Toll dein Foto so viele Blüten, dass macht Lust auf Frühling.

Beeindruckend Friedrich ! Ich bin die Tage auch schon um die knospigen Winterlinge in meinem Garten herumgeschlichen . Es fehlt jetzt nur noch die Sonne...
Und sind die Winterlinge erstmal offen, gibt es einen Massenansturm meiner Bienen auf die ersten Pollen

Da wollte ich auch schon lange hin! Aber bei uns in Thüringen ist die Sonne verloren gegangen. Bei uns im Garten ist noch nichts zu sehen.
LG Rudi

Märzenbecher (Leucojum vernum) als nächste Attraktion nach den Winterlingen, welche nahe bei Jena zu blühen begonnen haben und ein MUSS für alle wanderlustigen Jenenser sind.
Die bekannte Pflanze gehört - wie auch das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) - zu den Amaryllisgewächsen und unterscheidet sich von diesem durch den gelb-grünen Fleck vor der Spitze der Blütenblätter. Es ist mit einer Höhe von 15-30 cm auch viel kräftiger. Leucojum vernum heißt "weißes Veilchen im Frühling" (auch Frühlingsknotenblume genannt) und duftet stark wie Veilchen. In den hier vorgestellten Waldgebieten sind diese zur Blüte mit seinem Duft durchzogen!
Die Pflanze liebt feuchte lehmige Böden ohne Staunässe und wächst hier bei Jena in Auen- und Laubwäldern, meist in Begleitung von Leberblümchen, Buschwindröschen, Wald-Bingelkraut, Haselwurz, Schlüsselblume, Türkenbund und ab Mai auch mit Orchideen.
Ein großes Blühgebiet ist unterhalb der Kunitzburg.
Das zweite große Gebiet befindet sich im Erdengraben (ehemalige Weinanbau-Schlucht) zwischen Porstendorf und Dornburg. Der weg führt von der B88 zuerst durch und über einen kleinen Bach und dann immer daran entlang, bis man den Duft spürt. Dieser Weg sollte nach Regentagen nicht benutzt werden! Man kann auch über die Gemeinde Neuengönna von oben her in das Waldgebiet eindringen. Doch von oben gibt es im "Urwald" keine Wege.
Das dritte große Gebiet liegt im Laubwald hinter Großschwabhausen und ist leicht zu begehen. Hier sieht man auch noch alte Wehranlagen aus dem 2. Weltkrieg, den hier war eine große Flag-Stellung. Dieses Waldgebiet - ein Naturschutzgebiet - kann man leicht auf den kleinen ausgetretenen Wegen durchqueren. Es ist bei den Jenensern besonders zu Ostern beliebt, weil dann meist auch die "Begleitpflanzen" blühen.
Vorsicht: Schneeglöckchen und Märzenbecher sind giftig (Alkaloid Lycorin)!
Die nachfolgenden Bilder sind im Erdengraben entstanden:
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LG Friedrich

Vielen Dank für die tollen Natureindrücke, Friedrich!
Da ich seit Monaten nicht richtig mehr laufen kann und von daher ewig nicht mehr spazieren war, tun mir diese Fotos richtig gut

Die Orchideen in und um Jena. Unser Rudi hatte vor einigen Tagen eine Orchideen-Safari nach Jena unternommen und in einem schönen Beitrag berichtet. Ich selbst bin in diesem Jahr nicht gut zu Fuß und muß leider auf Bilder vom vorigen Jahr zurückgreifen. Doch die Orchideen gehören zu Jena!
Durch die vielen Muschelkalkböden ist Thüringen - und vor allem Jena - eine der orchideenreichsten Region Deutschlands. Das Leutra-Tal bei Jena ist Thüringens ältestes Naturschutzgebiet und eins von europäischer Bedeutung. 32 der über 45 in Thüringen vorkommenden Orchideenarten sind hier zu finden. Hier findet man fast 1000 verschiedene Pflanzenarten; teilweise auch solche, die sonst nur im Mittelmeerraum vorkommen. Nirgendwo sonst gibt es einen vergleichbaren Pflanzenreichtum auf so kleinem Raum in Deutschland.
Auch an anderen Stellen in und um Jena (Jenzig, Sonnenberge, Mühltal, Kernberge und anderen Kalkhängen) findet man Orchideen immer wieder, wenn man auf den vielen Höhenwegen die Stadt umwandert.
Das Naturschutgebiet "Leutratal" ist ein 141,4 ha großes Gebiet wurde bereits 1937 einstweilig und 1961 endgültig als Naturschutzgebiet ausgewiesen. 2007 kamen weitere 441,4 ha hinzu. Hier herrscht ein großflächiger Trocken- und Halbtrockenrasen vor, da das Mittleres Saaletal eines der wärmsten und trockensten Gebiete Thüringens ist.
Die Autobahn A4 wurde hier in den 1930er Jahren direkt durch das Orchideengebiet gebaut. 1937 versuchte der Botanische Garten, die Orchideen an andere Stellen umzusiedeln; es mißlang. In der "Neuzeit" fuhren etwa 55000 Fahrzeuge auf der Autobahn durch das Tal, bis man einen 3,1 km langen Tunnel von der Anschlußstelle Jena/Göschwitz bis Magdala baute. Die Fertigstellung war 2014/15; die alte A4 wurde beseitigt.
Das Leutratal ist ab Ende April bis Ende Juli ein Besuchermagnet, besonders an den Wochenenden. Wie schon gesagt: Es ist momentan "nicht mein Ding", mit dem Fotoapparat vor einer Pflanze auf dem Bauch zu liegen.

Bocksriemenzunge:
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Fliegenragwurz:
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Frauenschuh:
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Frauenschuh:
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Frauenschuh:
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geflecktes Knabenkraut:
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Helmknabenkraut:
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Helmknabenkraut:
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NN:
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NN:
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NN:
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Purpurknabenkraut:
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Purpurknabenkraut:
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Pyramidenorchis:
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Spinnenragwurz:
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weiße Waldhyazinthe:
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weißes Waldvögelein:
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Wiese mit kleinem Helmknabenkraut:
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LG Friedrich

Die Trollblumen ( Trollius europaeus, steht auf der Roten Liste) bei Taupadel nahe Jena sind ein weiterer Blühhöhepunkt. Das Kalkberg-Hügelland um Jena hat viele geschützte Biotope, auf denen Pflanzen wachsen, die sonst wenig oder kaum zu sehen sind. Die Trollblume ("Goldköpfchen, Butterblume, Butterkugel, Butterrose, Kugelranunkel, Natterknopf") war 1995 die Blume des Jahres. Dieses Hahnenfußgewächs liebt kühle, feuchte Wiesen, Bach- oder Waldränder und hat bei dem kleinen Dorf Taupadel eine große, mit alten Kirschbäumen bestandene Wiese am Nordhang eines der Berge überwuchert. Der Berghang hat offensichtlich genügend Schichtwasser, um die Wiese für die Trollblume gut besiedelbar zu machen. Durch dieses Gebiet kann man auf schmalen festgetretenen Pfaden laufen und die seltene Pracht bewundern. Natürlich sollte man hier im Naturschutzgebiet auf den Pfaden bleiben! Man findet hier auch u.a. Frauenschuh- und Knabenkraut-Orchideen. Auf den umliegenden Bergen gibt es ebenfalls überall Orchideen.
Jetzt ist dieses Gebiet ein Publikumsmagnet für die Jenenser! Was bedeutet da schon eine 20 minütige Autofahrt vom östlichen Stadtrand Jenas und dann etwa ein Fußmarsch von 1 km!
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Und wenn wir schon einmal in dieser Gegend sind, auch wenn mein Fotoarchiv hier nur Dias vorweisen kann: Die Pfingsrosen im Naturschutzgebiet "Alter Gleisberg" bei Taupadel und Löberschütz. Die Bauern-Pfingstrose (Paeonia officinalis) - schon im Mittelalter als Heilpflanze verwendet - wurde hier von den Bauern bis in die 90er Jahre im großen Umfang angebaut. Auch heute noch sieht man einige Felder. Das Sehenswerteste ist jedoch, dass sich die Pflanzen teilweise ausgewildert haben und einzelne Berghänge mit ihrer roten Blütenpracht überziehen. Gerade jetzt ein Schauspiel!
Übrigens: Die winzigen Dörfer hier im Gleistal liegen zwischen den Erhebungen sehr malerisch und lohnen immer einen Besuch.

LG Friedrich

So viel Natur die ziemlich heile aussieht!
Danke für den interessanten Bericht und die schönen Bilder Friedrich

Eine kleine Wanderung auf der Kernberg-Horizontale in Jena.
Hatte einen Hardware-Ausfall an meinem Hauptcomputer; ich konnte nicht mehr ins Forum, konnte mein Geld nicht zählen und und und. Hatte mich vier Stunden Arbeit und Angst gekostet! Jetzt geht alles wieder und ich mußte mich auf einer kleinen Wanderung erholen.
Die Kernberge sind ein langer Muschelkalk-Bergzug im Osten entlang fast der gesamten Stadt von Nord nach Süd mit einer Höhe von etwa 391 m (das Saaleniveau ist hier etwa bei 160 m). Es gibt die obere Horizontale, ein Weg ganz oben an der recht steilen Bergkante mit herrlichen Blicken in die Landschaft. Und es gibt die mittlere Horizontale, ein schmaler Weg, der die Berge in halber Höhe durchquert. Wenn man hier alle "Buchten" durchlaufen will, braucht man fast einen Tag. Man sollte an manchen Stellen schon etwas schwindelfrei sein.
Das erste Bild zeigt die Berghänge (ist aus dem Archiv; nicht alle Bäume haben hier schon Laub):
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Einige Bilder hat meine Frau gemacht. Orchideen gibt es hier immer noch:
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Hier sieht man gut, wie steil die Kalkhänge sind. Alles was hier wächst muß mit sehr wenig Wasser auskommen:
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Hier zweigt mal ein Weg nach der oberen Horizontale ab:
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Die Muschelkalkstruktur ist hier gut zu erkennen. Es gibt hier auch viele fossile Einschlüsse aus der Zeit, als die Landschaft hier mit einem Meer überdeckt war:
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Dieses Paradies - es ist noch Stadtgebiet und keine Umgebung -  liegt bei mir direkt vor der Haustür. Man ist schnell dort und findet immer neue Wege. Und: Man ist immer OBEN.

LG Friedrich

Tolle Wanderung Friedrich!
Nur stolpern sollte man nicht

Hallo Bernd,

stolpern wäre hier noch harmlos, doch der Weg wird manchmal so schmal, daß man sich quasi am Felsen entlang drücken muß. Besonders an der sogenannten Studentenrutsche hat die Stadt vorsorglich ein Schild aufgestellt: "Betreten auf eigene Gefahr!". Die Studentenrutsche ist eine geologische Verwerfung, eine von Felsen gesäumte Schuttrinne, welche von ganz oben bis hinunter ins Tal führt. Dort auf dem losen Geröll hinunterzurutschen, war für die Studenten des 18./19. Jahrhunderts eine zweifelhafte "Mutprobe" (aus neuerer Zeit ist mir nichts bekannt). Leider wird diese Stelle des Weges von der Stadt nicht sonderlich gepflegt und ist wirklich schwierig. Bei jedem starken Regen rutscht neues Geröll herab und begräbt den Weg, der die Rinne rechtwinklig quert. Doch von dort gibt es wohl die schönsten Aussichten ins Tal.
Auf der Mittleren Kernberg-Horizontale findet jährlich der Jenaer Kernberglauf statt (bis zu 1000 Läufer! Haupt-Strecke ca. 27 km). Zu dieser Zeit sollte man als Wanderer diesen Weg nicht betreten.

LG Friedrich

Danke für die Info Friedrich!
Vom Jenaer Kernberglauf habe ich noch gar nichts gehört, das ist mal was besonderes.
Anspruchsvoll, aber noch ohne große Probleme zu schaffen.

Sehr schöne Bilder Friedrich , danke fürs mitnehmen ‍�