Moin,
auch wenn Habenaria und verwandte Gattungen, bis auf ein paar Ausnahmen, oft nicht sehr spektakulär sind, mag ich sie sehr. Gelegentlich findet man in den Angebotslisten unserer Orchideen-Gärtner die eine oder andere Art. So hab ich mir mal beim einem Spezialisten für afrikanische Orchideen Habenaria schimperiana bestellt.
Habenaria schimperiana gehört zu einer Gruppe von afrikanischen Arten die in den sogenannten Dambos wachsen. Das sind eine Art Gras- oder Seggensümpfe bzw. Sumpfwiesen die in der Trockenzeit oft rappeltrocken sein können, in der Regenzeit dann aber stark wassergesättigt sind, ohne unter Wasser zu stehen. Die Böden dort sind aber sehr unterschiedlich. Von stark schwammig-humos bis tonig gibt es alle möglichen Übergänge. Gemein ist ihnen ihr Wasserhaushalt und das sie klimatisch, ähnlich wie unsere Hochmoore, kühler sind als die Umgebung und keinen Baumbewuchs zulassen.
Die Arten dieser Wiesen gelten als schwer zu pflegen, offenbar gibt es aber auch einfache Arten wie die gelieferte Habenaria schimperiana.
Anfangs hab ich sie auf der Fensterbank in einem kühlen, aber sonnigen Zimmer kultiviert. Das Substrat ist, wie schon bei H. myriotricha oder Satyrium erectum beschrieben. Nur hab ich den Humusgehalt ein wenig erhöht um eine bessere Wasserspeicherung hinzubekommen. So wuchs die Pflanze vor sich hin und hat sich tatsächlich vermehrt wie Kartoffeln. Die gelieferten vier Knollen waren nach drei Jahren zu einem Bestand von 18 angewachsen. So konnte ich auch mal versuchen, ob sie in einem leichten Anstau stehen mag. Um es gleich zu sagen, auch wenn sie in Sumpfwiesen wächst, sie darf NIEMALS Staunässe bekommen. Die Versuchsknollen sind einige Wochen nach dem Austrieb alle weggefault.
Nach meinem Umzug nach Magdeburg hab ich einen Teil der Knollen in den Bestand "meines" botanischen Garten übergeben. Die Zimmerexemplare sind dann in meiner neuen Wohnung, wie schon erwähnt, eingegangen. Die Pflanzen im Garten sind aber förmlich explodiert. Hier stehen sie an einem sonnigen Plätzchen im Kalthaus (winterliche Nachttemperatur ca. 5° C) und werden wie andere sommerwachsende Zwiebel- und Knollenpflanzen behandelt. Als schwierig kann ich sie absolut nicht bezeichnen, wenn man für ein durchässiges Substrat sorgt, Staunässe vermeidet, im Winter trockener hält und regelmäßig umtopft.
Lange hat sich aber nie eine Blüte gezeigt und das kommt bei Pflanzen, die sich gut vegetativ vermehren, öfter vor. Tolles Wachstum aber weniger als 20% blühende Triebe ist z.B. bei einigen Nervilia- oder Pterostylis-Arten keine Seltenheit. So hab ich mich letztes Jahr gefreut, das endlich mal ein Trieb von zwölfen in einem Topf geblüht hat. Dieses Jahr sind sie alle wieder nur grün....... .
Da die Überschrift ja Habenaria myodes und nicht H. schimperiana heisst, könnt ihr euch vorstellen, das mit der damaligen Lieferung etwas nicht gestimmt hat. Irgendwie wollte meine Pflanze nicht zu den Bildern von H. schimperiana passen. So hab ich angefangen zu recherchieren und ein paar Bücher und Florenwerke über afrikanische Pflanzen/Orchideen gefunden, die Schlüssel für die Gattung Habenaria beinhalteten. Mit diesen konnte ich sie dann bestimmen. Habenaria schimperiana hat immer einen ausgeprägten Knick von 90° zwischen Blütenstiel und Ovarium sowie ein paar quantitative Unterschiede im Blütenbau.
Ganz 100%ig sicher bin ich mir jedoch noch nicht, weil es noch zwei weitere, sehr ähnliche Lokalendemiten im Bereich der Seen des Grabenbruchs gibt, von denen ich nur kurze Beschreibungen und zwei Herbarbelege gefunden habe, die einen Vergleich aber nicht zulassen. Da Habenaria myodes aber, laut Literatur, eine in Ost-Afrika weit verbreitete Art sein soll und ich denke, dass die Knollen mal wild gesammelt wurden, ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, das es diese Art ist. Die Ähnlichkeit mit H. schimperiana und oft fehlende Literatur zu diesen Orchideen sorgt dann für solche netten Überraschungen. Wer beschäftigt sich schon intensiver mit diesen Orchideen.......?
An den Blüten ist der Aufbau recht spannend. Die Lippe ist gar nicht mehr der Schauapparat. Sie ist grünlich und nach hinten umgeschlagen. Dabei wird sie dann von den langen grünen Narben und den Antherenkanälen verdeckt. Die Petalen dagegen sind in zwei Lappen aufgeteilt. Das geht hier so weit, das diese Lappen kaum mehr in Verbindung stehen. Der obere Lappen ist weißlich, steht aufrecht und ist unbeweglich. Der untere, sichelförmige, grünliche und größere dagegen zappelt wie die Lippe von Bulbophyllen beim leisesten Windhauch herum, ist also beweglich an einem "Gelenk" befestigt. Das hätte ich nicht erwartet.
Interessant ist auch der leichte "Duft" nach nassem Hund.
Hoffentlich kann ich euch irgendwann auch mal einen größeren Bestand in Blüte zeigen. Drückt mir mal die Daumen.
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]
auch wenn Habenaria und verwandte Gattungen, bis auf ein paar Ausnahmen, oft nicht sehr spektakulär sind, mag ich sie sehr. Gelegentlich findet man in den Angebotslisten unserer Orchideen-Gärtner die eine oder andere Art. So hab ich mir mal beim einem Spezialisten für afrikanische Orchideen Habenaria schimperiana bestellt.
Habenaria schimperiana gehört zu einer Gruppe von afrikanischen Arten die in den sogenannten Dambos wachsen. Das sind eine Art Gras- oder Seggensümpfe bzw. Sumpfwiesen die in der Trockenzeit oft rappeltrocken sein können, in der Regenzeit dann aber stark wassergesättigt sind, ohne unter Wasser zu stehen. Die Böden dort sind aber sehr unterschiedlich. Von stark schwammig-humos bis tonig gibt es alle möglichen Übergänge. Gemein ist ihnen ihr Wasserhaushalt und das sie klimatisch, ähnlich wie unsere Hochmoore, kühler sind als die Umgebung und keinen Baumbewuchs zulassen.
Die Arten dieser Wiesen gelten als schwer zu pflegen, offenbar gibt es aber auch einfache Arten wie die gelieferte Habenaria schimperiana.
Anfangs hab ich sie auf der Fensterbank in einem kühlen, aber sonnigen Zimmer kultiviert. Das Substrat ist, wie schon bei H. myriotricha oder Satyrium erectum beschrieben. Nur hab ich den Humusgehalt ein wenig erhöht um eine bessere Wasserspeicherung hinzubekommen. So wuchs die Pflanze vor sich hin und hat sich tatsächlich vermehrt wie Kartoffeln. Die gelieferten vier Knollen waren nach drei Jahren zu einem Bestand von 18 angewachsen. So konnte ich auch mal versuchen, ob sie in einem leichten Anstau stehen mag. Um es gleich zu sagen, auch wenn sie in Sumpfwiesen wächst, sie darf NIEMALS Staunässe bekommen. Die Versuchsknollen sind einige Wochen nach dem Austrieb alle weggefault.
Nach meinem Umzug nach Magdeburg hab ich einen Teil der Knollen in den Bestand "meines" botanischen Garten übergeben. Die Zimmerexemplare sind dann in meiner neuen Wohnung, wie schon erwähnt, eingegangen. Die Pflanzen im Garten sind aber förmlich explodiert. Hier stehen sie an einem sonnigen Plätzchen im Kalthaus (winterliche Nachttemperatur ca. 5° C) und werden wie andere sommerwachsende Zwiebel- und Knollenpflanzen behandelt. Als schwierig kann ich sie absolut nicht bezeichnen, wenn man für ein durchässiges Substrat sorgt, Staunässe vermeidet, im Winter trockener hält und regelmäßig umtopft.
Lange hat sich aber nie eine Blüte gezeigt und das kommt bei Pflanzen, die sich gut vegetativ vermehren, öfter vor. Tolles Wachstum aber weniger als 20% blühende Triebe ist z.B. bei einigen Nervilia- oder Pterostylis-Arten keine Seltenheit. So hab ich mich letztes Jahr gefreut, das endlich mal ein Trieb von zwölfen in einem Topf geblüht hat. Dieses Jahr sind sie alle wieder nur grün....... .
Da die Überschrift ja Habenaria myodes und nicht H. schimperiana heisst, könnt ihr euch vorstellen, das mit der damaligen Lieferung etwas nicht gestimmt hat. Irgendwie wollte meine Pflanze nicht zu den Bildern von H. schimperiana passen. So hab ich angefangen zu recherchieren und ein paar Bücher und Florenwerke über afrikanische Pflanzen/Orchideen gefunden, die Schlüssel für die Gattung Habenaria beinhalteten. Mit diesen konnte ich sie dann bestimmen. Habenaria schimperiana hat immer einen ausgeprägten Knick von 90° zwischen Blütenstiel und Ovarium sowie ein paar quantitative Unterschiede im Blütenbau.
Ganz 100%ig sicher bin ich mir jedoch noch nicht, weil es noch zwei weitere, sehr ähnliche Lokalendemiten im Bereich der Seen des Grabenbruchs gibt, von denen ich nur kurze Beschreibungen und zwei Herbarbelege gefunden habe, die einen Vergleich aber nicht zulassen. Da Habenaria myodes aber, laut Literatur, eine in Ost-Afrika weit verbreitete Art sein soll und ich denke, dass die Knollen mal wild gesammelt wurden, ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, das es diese Art ist. Die Ähnlichkeit mit H. schimperiana und oft fehlende Literatur zu diesen Orchideen sorgt dann für solche netten Überraschungen. Wer beschäftigt sich schon intensiver mit diesen Orchideen.......?
An den Blüten ist der Aufbau recht spannend. Die Lippe ist gar nicht mehr der Schauapparat. Sie ist grünlich und nach hinten umgeschlagen. Dabei wird sie dann von den langen grünen Narben und den Antherenkanälen verdeckt. Die Petalen dagegen sind in zwei Lappen aufgeteilt. Das geht hier so weit, das diese Lappen kaum mehr in Verbindung stehen. Der obere Lappen ist weißlich, steht aufrecht und ist unbeweglich. Der untere, sichelförmige, grünliche und größere dagegen zappelt wie die Lippe von Bulbophyllen beim leisesten Windhauch herum, ist also beweglich an einem "Gelenk" befestigt. Das hätte ich nicht erwartet.
Interessant ist auch der leichte "Duft" nach nassem Hund.
Hoffentlich kann ich euch irgendwann auch mal einen größeren Bestand in Blüte zeigen. Drückt mir mal die Daumen.
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]