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Ophrys insectifera

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1Ophrys insectifera Empty Ophrys insectifera 01.04.19 2:19

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

Ophrys insectifera in basenreichen Feuchtwiesen,
Kalk-Niedermoor

Ich wollte einmal anhand der Literatur zeigen dass Ophrys insectifera im Norden im Kalkniedermoor wächst.  
Und was ein Kalkniedermoor sein könnte und auch wo insectifera überhaupt vorkommt.

Ich habe hier zB ein echt schweres Buch „Orchideen Deutschlands“ vom AHO etwa 700 Seiten
da steht so was und sonst auch einiges nicht drin.

Deshalb sollte es mal gesagt werden.

Es gibt mehrere mediterrane Ophrys Sippen die feuchte Biotope besiedeln,
bei Micro-art Ophrys hygrophila sagt es schon der Name, feuchtigkeitsliebende Ragwurz.
hygrophila ist vermutlich identisch mit scolopax
hat kleinere Blüten, blüht wohl 2 Wochen früher
Standort nach Kreutz:  nasse Wiesenflächen, bevorzugt Bachränder und Feuchtwiesen; : Von 1100 m bis 1400 m.


Zitate aus:

TORBEN WOLF, 1951 ECOLOGICAL INVESTIGATIONS ON THE FLY OPHRYS, OPHRYS INSECTIFERA

„…..it grows only rarely on moist ground, e. g. vide HEGI 1939, p. 425.
.... All these biotopes are dry or fairly dry, most of them being characterized as chalk-.
gravel- or sand-fields with or without light and open woods.

Of true boggy biotopes ZIEGENSPECK
only mentions a few habitats (p. 728) whence he enumerates a large number of accompanying bog plants.
Further SCHULTZ (1900, p. 112) records that Ophrys insectifera
in East Mecklenburg and Neuvorpommern near the Baltic occurs in peaty meadows.  

….it may, however, -especially
in the Island of Anglesey Wales
and in Middle Ireland
also occur in meadows and bogs
and even, although rarely, in turbaries (GODFERY 1933, p. 226).
GODFERY, M. J., 1933: Monograph and Iconograph of Native British Orchidaceae, Cambridge

According to KATZ (1929, p. 59
KATZ, N. J., 1929: Zur Kenntnis der Niedermoore Moskaus. - In: FEDDE: Repert. spec.nov. r. veget., Beih., 56.)
in the vicinity of Moscow it grows
in bogs together with hygrophilous herbs and mosses,

and on the Finnish Aland Islands it is found in sedge meadows ("Kleinseggenwiesen") in a mixed wood of birch, alder, ash, and roan (BRENNER 1939, p. 46).
BRENNER, W., 1930: Beitrag zur edaphischen Okologie der Vegetation Finlands. - Acta Bot. Fennica, 7

In Sweden it is predominantly found on chalk fields and chalk downs
and also very frequently in moors and fens, sometimes near the sea shore.
HARD AV SEGERSTAD (p. 28) gives sedge-covered meadows with Carex panacea and Agrostis canina as a typical habitat

while HASSELROT (1949, p. 229) records it from the wet Kdrna moor in Jdimtland.

In Norway the biotopes are of a quite different
character, the localities round Oslo Fjord (from Kragerb to Ringerike) being calcareous slopes, mostly south-exposed, with predominant pine-trees in scattered growths, spotted with thermophilous deciduous trees and bushes and with larger or smaller clearings (cf. NORDHAGEN 1940, P. 61: "In wood and thickets *on dry, calcareous ground"). In the northern locality at Gildeskal “““““““““““““

andere Literaturstellen und Internet:

Insectifera wächst

-in Estland in der Alvarvegetation mit Dactlyorhiza osiliensis, baltica, russowii

-in Schweden mit Liparis loeselii und Dact. incarnata,
Hagebyhöga Reservat, Östergötland, calcareous fen meadow

-in Wales in der Vegetationsform M13 = Schoenus Juncus mire
Cors Erddreiniog,  Anglesey Fens, auf Muschelkalk
mit Dactylorhiza incarnata, purpurella, viridis, traunsteineri, ericetorum
Listera ovata, Epipactis palustris, Platanthera bifolia Gymnadenia densiflora (Marsh fragrant orchid) und Marsh gentian Gentiana pneumonanthe, Pinguecula vulgaris.

-In Irland ausschliesslich M13, Clonaslee Eskers


-in Mecklenburg Vorpommern in kalkreicher Niedermooren
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zusammen mit:
Agrostis stolonifera, Blysmus compressus, Briza media, Calamagrostis canescens, Carex appropinquata, Carex buxbaumii, Carex dioica, Carex distans, Carex flacca, Carex flava, Carex hostiana, Carex lasiocarpa, Carex lepidocarpa, Carex nigra, Carex panicea, Carex pulicaris, Carex rostrata, Carex viridula, Cladium mariscus, Cirsium palustre, Cladium mariscus, Dactylorhiza curvifolia, Dactylorhiza incarnata ssp. ochroleuca, Dactylorhiza majalis, Dactylorhiza majalis ssp. brevifolia, Drosera rotundifolia, Eleocharis quinqueflora, Epipactis palustris, Eriophorum latifolium, Euphrasia officinalis, Galium boreale, Galium palustre, Galium uliginosum, Gentianella uliginosa, Gymnadenia conopsea ssp. densiflora, Hypericum tetrapterum, Juncus alpinoarticulatus, Juncus articulatus, Juncus subnodulosus, Laserpitium prutenicum, Linum catharticum, Liparis loeselii, Lotus pedunculatus, Lycopus europaeus, Lysimachia thyrsiflora, Lysimachia vulgaris, Lythrum salicaria, Mentha aquatica, Menyanthes trifoliata, Molinia caerulea, Ophrys insectifera, Parnassia palustris, Pedicularis palustris, Peucedanum palustre, Pinguicula vulgaris, Polygala amarella, Potamogeton gramineus, Potentilla erecta, Potentilla palustris, Primula farinosa, Schoenus ferrugineus, Schoenus nigricans, Schoenus x intermedius, Swertia perennis, Taraxacum sect. Palustria, Thelypteris palustris, Triglochin palustre, Utricularia vulgaris, Valeriana dioica




-in Russland:

-Soltsy mire bei Kostroma nordöstlich von Moskau

-in einer feuchten Mergelgrube Raum St Petersburg mit Herminium, E palustris, O militaris.

-insectifera als extremst seltene Reliktart mit mindestens 4 Standorten im südlichen Ural

Kulikow Pawel: Orchideen im Ural, die Orchidee 53 (1) 65-69, 2002
„auf Flachmooren der Waldsteppe in Nordost Baschkortostan, Baschkirien, in Kleinseggen Moorgesellschaften
-auch an Moorrändern in trockenen Carbonat-kurzgrasflächen“

Baschkirien das ist schätzungsweise 2000 km östlich von Moskau.
Etwa so weit östlich wie im Süden

etwa 2000 km weiter südlich des Uralgebirges,
die Gattung Ophrys nach Südosten vorkommt
also in Turkmenistan, östlich des Kaspischen Meeres
dort sind es 2 Arten, einmal scolopax Varianten: als lokale Mikroart unter dem Namen Ophrys kopetdagensis und sphegodes Varianten:  Ophrys transhyrcana auch bekannt als Ophrys sphegodes ssp mammosa

Keine andere Ophrys Art aber geht so weit nach Nordosten wie insektifera.

Insectifera ist wohl deshalb die Typusart der Gattung weil Linne Schwede war und dort gibt es keine weitere Art als insectifera.


Einige Karten:

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braun insectifera
schraffiert Verbreitung des Hauptbestäubers A mystaceus
fehlt in Nordteil von Norwegen


neuere Karte
hier auch auf Mallorca
erstaunlich da mediterranes Klima

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Was ist eigentlich ein Niedermoor:

ein Niedermoor ist im Gegensatz dazu was man sich wohl unter dem Namen vorstellt vermutlich eine feuchte Wiese, die auch im Sommer wenn es wenig regnet nur sehr selten völlig austrocknet oder nie austrocknet und die ihre Feuchtigkeit aus dem Grundwasser bezieht.
Durch die Verbindung zum Grundwasser trocknet sie eben nicht aus,
Es also kein Wald und das Grundwasser ist auch meist kalkhaltig.
Warum es nicht zur Sukzession zum Wald kommt ist eine andere Frage.


Wie aus den Literaturzitaten ersichtlich,-bog, turbary, moor, fen
marshy soil etc
wissen die Autoren offenbar oft nicht wie sie den Standort benennen sollen. Jeder Autor versteht vermutlich etwas anderes unter den einzelnen Bezeichnungen,

Moor  usw ist unglücklicherweise
ein Wort aus dem Volkmund
eine Pflanzengesellschaft
eine Bodenklassifikation
und eine geologische Struktur
und vor allem hydrologische Struktur
und ein Landschaftstyp

im englischen gibt es den Überbegriff wetland und mire als feuchtgebiet
mire heisst eigentlich: Dreck Schlamm Sumpf

wenn Wald drauf wächst swamp Sumpfwald
mit saurem mineralarmem Torfboden bog Hochmoor
wenn nur Gras wenig Torf mehr Mineralboden vor allen Küste und Flüsse marsh, Schwenmmland
minalreicher Torf mit Grundwasser fen
wenn mineralreich und basenreich nennt man eben oft fen auch wenn torf fehlt oder wenig Torf um eben zu betonen
dass es kein bog gleich raised bog also Hochmoor ist,

denn bog ist ökologisch was ganz anderes.
das ist eher basenarm und sauer
Fen ist heute ein beliebter Begriff.


Sehr aufschlussreich ist folgende Tabelle:


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das Niedermoor ist also
entweder basenreich und sauer bis neutral und calciumreich
oder basenreich und basisch
und  calciumreich



Bei sinkenden ph Werten
weil der mineralreiche Wasserstand fällt und weniger frisches kalkhaltiges Wasser zufliesst
wird mehr Kalk zu Calciumbicarbonat
da ja in belebtem Boden die CO2 Konzentration sehr hoch ist,
Co2 ist ja eine Säure nach der Lewis Definition und löst Kalk.
irgendwann ist der Kalk ausgewaschen, aber auch bei ph 6 oder sogar 5 ist noch mehr vorhanden als man denkt.
Siehe Tabelle

Der Pufferbereich von Kalkboden ist
6,2 bis 8,6.
von sauer und basisch kann man hier eigentlich nicht sprechen, ich tue es um die falsche Denkweise zu zeigen,

6,5 bis 7,5 ist beim Boden neutral oder wird dort so genannt,
oder nennen wir es peri-neutral.

Wenn wir über pH sprechen darf man nicht vergessen dass es so was wie ph von Boden nicht gibt,
je nach Messmethode sind die Messwerte 1 pH Stufe unterschiedlich, eine ph Stufe ist eine 10er potenz mehr oder weniger H plus oder OH minus,
die Messmethode ist nie angegeben,
und es gäbe da etliche Methoden die man sich ausdenken kann,
alles also extrem ungenau, also immer etwa plus minus eins Ungenauigkeit berücksichtigen.

Jedenfalls ab grösser ph 5,5 spricht man in der Literatur von einem basenreichen Fen oder Niedermoor.
Das widerspricht etwas der Idee das sei formal per Definition sauer wenn ph kleiner 7.
Es ist nicht falsch das zu sagen dass es dann sauer ist,
aber auch nicht die ganze Wahrheit,
schon gar nicht innerhalb des Carbonatpuffers,
basenreich und sauer klingt schon besser um den Widerspruch zu zeigen.
Oft ist es aber basenreich und basisch.

Wikipedia Zitat:
"Der Boden-pH-Wert wird in einer Suspension von Boden in pH-neutraler Pufferlösung von Calciumchlorid oder Kaliumchlorid mit dem pH-Meter gemessen. Da hierbei die an den Austauschern sorbierten H+-Ionen von den KCl oder CaCl2-Ionen verdrängt werden, liegt der so gemessene pH-Wert etwa 0,3–1,0 Einheit unter dem pH-Wert, der in wässrigen Suspensionen gemessen wird, jedoch sind nicht alle Angaben in der Literatur entsprechend korrigiert."




Zuletzt noch zum Bestäuber von insectifera:
Argogorytes  mystaceus
und Argogorytes fargei laut Sundermann 1980
auf der Karte fehlt in Nordnorwegen der Bestäuber.
Subinsectifera und aymoninii war für Sundermann keine eigenen Arten.

auf wikipedia steht unter Fliegenragwurz folgende Spekulation:
.
"Nektar fehlt,
dafür wird ein „anbohrbares Gewebe“ angeboten.
An der Basis der Blüte befinden sich glänzende Höcker als „Scheinnektarien“,
die vermutlich ökologisch unbedeutend sind
,...locken die Männchen von Grabwespen an vor allem Argogorytes mystaceus
Die Bestäubung durch Insekten ist insgesamt spärlich;
in Mitteleuropa erfolgt meist Selbstbestäubung.
Die Samenbildung ist teilweise apomiktisch.
Chemorassen unterscheiden sich in der Zusammensetzung ihrer Duftstoffe.
Deshalb wurde z.B. In Frankreich auch eine Andrena-Art als Bestäuber festgestellt.“



Paulus 2017 Journal Europäischer Orchideen 49 (3-4): 2017. 429

„Ungewöhnlich daran ist aber, dass in der nahen Verwandtschaftsgruppe um Ophrys insectifera gleich drei völlig verschiedene Bestäubergruppen
vorkommen:

O. insectifera mit
Argogorytes mystaceus (Crabronidae aus der Gruppe der Grabwespen, die früher alle als Sphecidae bezeichnet wurden),

O. aymoninii mit Andrena combinata (Apoidea, Andrenidae) (P AULUS & GACK1999)

und nun O. subinsectifera mit Sterictophora gastrica (Argidae aus der Gruppe der Blattwespen“

Paulus zu: Ophrys subinsectifera und ihre Beziehung zur Bürstenhorn-
Blattwespe Sterictophora gastrica (Argidae) :

„Nach zahlreichen Beobachtungen mit dieser
Argidae komme ich zu dem Schluss, dass diese zwar sehr gut angelockt
wird, aber dennoch kaum der reguläre Bestäuber ist, da sie so gut wie nie
Pollinarien entnimmt.
In Wahlexperimenten zwischen Ophrys subinsectifera und O. insectifera
wurden beide Arten in gleicher Weise gewählt.
Es konnte keine Präferenz für O. subinsectifera gefunden werden.
Selbst Ophrys scolopax wurde
angeflogen.
Den regulären Bestäuber konnte ich nicht finden“

Soca beschreibt ebenfalls eine Beobachtung wo die Pollen an den Beinen von S. gastrica hängen bleiben, Bestäubung also eher Zufall.



gruss Jürgen

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