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Orchideen als Pionierpflanzen

4 verfasser

Nach unten  Nachricht [Seite 1 von 1]

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

hier ein Bild von Epipactis atrorubens


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in einer Art Steinwüste, in einem alten Kalkbergwerk im Saarland,
in voller Sonne, unter den Steinen ist weisser Muschelkalk

Gast

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Gast

Sehr schön.

Das paßt auch genau zur Beschreibung von Epipactis atrorubens in [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]

3Orchideen als Pionierpflanzen Empty Epipactis atrorubens 05.07.18 19:48

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

daneben ist eine Kalkhalde aus weissem krümeligem Material, sieht fast aus wie Gips ist aber vermutlich kein sulfat sondern carbonat. Unglaublich wie die das besiedeln.
Vor Jahren war diese Halde noch kaum von anderen Pflanzen bewachsen, dann gab es Massenkeimungen von atrorubens und dann viele grosse blühende Exemplare
(hatte damals keine Kamera dabei, bin damals 2x erst spät abends über den Zaun geklettert und in das Gelände eingestiegen).

Je mehr die anderen Pflanzen aufwachsen desto mehr zieht sich atrorubens zurück, also keine Massenbestände mehr auf kleinem Raum.
Zwischendrin sind inzwischen Orchis militaris, wegen nährstoffarmut aber eher kleine Exemplare.

Ein schöner Bestand in der Nähe auf mineralischem Kalk mit etwas Humus obenauf  
inzwischen schattig unter Birken und mit zahlreichen Hummelragwurz
wurde fast komplett durch die Wühltätigkeit von Wildschweinen zerstört.
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2 Fotos von dem weissen Substrat:


4Orchideen als Pionierpflanzen Empty atrorubens 05.07.18 19:54

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

man sieht auf den 2 Fotos noch einige Blütenstände im Hintergrund zB links
Foto vom 1.7.18  schon etwas abgeblüht
und kleine Exemplare vorn.


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5Orchideen als Pionierpflanzen Empty atrorubens 05.07.18 20:15

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

wo etwas mehr Nährstoffe vorhanden sind,
hier unter Birken in einem ehemaligen Kalktagebau,
wird die atrorubens so um 70 cm hoch,
die Blüten sind winzig aber super.



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6Orchideen als Pionierpflanzen Empty Epipactis helleborine 05.07.18 21:36

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

im net habe ich ein Foto aus NYC gefunden,

helleborine

(da wo ich wohne selten und schwer zu finden,
ich kenne aus meiner Gegend einige Pflanzen sowohl auf rotem Buntsandstein
und auf Muschelkalk, was verwunderlich ist
kommt in den USA nicht vor, wurde aber eingeschleppt
und wächst in einigen Gegenden wie ein Unkraut)

wächst sogar durch Asphalt.

wahnsinn


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7Orchideen als Pionierpflanzen Empty orchideen in Dünen 21.07.18 22:31

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

danke für den Hinweis catdiver,

wächst auch in Dünen in Sand, genannt Strandvanille, besonders auf sogenannten grauen Dünen.
Nur aus  Grossbritannien bekannt ist Epipactis dunensis,
an der Nordsee die Duinenwespenorchis helleborine ssp neerlandica

ein sehr interssantes link:
Coastal Sand Dunes
An example of
Primary Succession
(Species and Information relating to Britain)
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]

dort werden die Sukzesionstufen von Dünen beschrieben

1 noch keine Düne, 2 Vordüne, 3 gelbe gleich weisse Düne,
4 dann die Graue Düne die von den abgestorbenen Pflanzen die auf ihr wachsen minimal Humus enthält, wegen Muschelschalengriess kalkhaltig, dort siedelt Anacamptis pyramidalis als Pionier

5 die schon versauerte alte graue Düne, wo der Kalk schon ausgewaschen ist

*Where the dune sand consists purely of quartz grains, without  pulverized shell material, the developing soil substrate will be acidic. The Marram Grass stage will progress straight to the acidic grey dune stage.

**Older grey dunes, which have previously been calcareous, may also become increasingly acidic as rainwater progressively leaches out the nutrients, leading into an acidic grey dune stage.

6 Verbuschung der Düne mit E. palustris

7 Koniferendüne als Enstadium,
am Ende sind die Pioniere also verschwunden.


gruss

8Orchideen als Pionierpflanzen Empty Apophytismus 27.07.18 13:31

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

habe einen interessanten Artikel gefunden

von dem polnischen Botaniker Wojciech Adamowski

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über die Ausbreitung von Orchideen in vom Menschen veränderten
sogenannten Sekundärhabitaten,

er hat dafür eine eigenen Begriff:   Apophytismus.

Er weist zB darauf hin dass es einer Studie zufolge in Belgien mehr apophytische O. apifera gibt als an natürlichen Standorten.
Kein Wunder wo gibt es in Mitteleuropa noch Primärvegetation?

Besonders Platanthera bifolia hat eine grosse Anpassungsfähigkeit an die Umweltbedingungen,
wächst von pH 5,1-8,9.

Apophytische Population sind individuenreich und enthalten wahre Prachtexemplare,
E helleborine 150cm, P. bifolia 92 cm.

Er zitiert H EYDE K. & K RUG H. 2001. Orchideen in der Mitteldeutschen Braunkohlen-Bergbaufolgelandschaft, die hätten eine Population von 10 MioE palustris Trieben gezählt.


Zitat:


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9Orchideen als Pionierpflanzen Empty Pionierarten am Beispiel 05.08.18 2:03

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

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in Mitteleuropa gibt es keine Verliererarten bei Rekultivierung,
wo keine Primärvegatation mehr vorhanden ist kann man sie nicht zerstören, es kann nur besser werden.

Es gibt noch Gebiete auf der Erde wo noch einige Prozent der Fläche des Landes als Primärvegetation vorhanden sind die man zerstören kann.

Hier ein seltenes Beispiel wo Langzeitdaten erhoben wurden zur Wiederansiedlung von Erdorchideen aus Laterit und Granitböden (nach Margaret Collins et alt.) :
Es geht um die spontane Wiederbesiedlung auf den rehabilierten Bauxitabbauflächen der Akiengesellschaft  Alcoa nach Zerstörung des primären Eucalyptuswaldes in Westaustralien.
Werden diese Abbauflächen wieder als Brache der Natur zurückgegeben, so gibt es durchaus viele Verliererarten.

Zu den Gewinnern gehören aber wenn auch nur für begrenzte Zeit uU mit Massnvorkommen die Pionierarten wie das schöne zusätzlich noch klonale Caladenia flava,
und die manchmal sogar als invasives Unkraut eingestuften Neophyten wie Microtis media, und Disa bracteata.
Eine südafrikanische Disa Art die sich in Australen ausbreitet. Diese besser als „disturbance opportunist“ eingestufte Disa Art kann aber mit der Klimaxvegetation anders als ein gefährliches Unkraut nicht konkurrieren und verschwindet dann wieder mit der Succession.

Die später folgenden sekundären SuccessionsKolonisierer können noch überleben,

die Climaxarten (in der Literatur leider oft ebenfalls nur Kolonisierer genannt) der stabilen Endvegetation müssen sehr sehr lange warten bis der alte Wald wieder gewachsen ist.

Sukzession ist im Übrigen das was man bei uns verhindert indem man Wiesen mit Orchiden mäht.

Ob und wie schnell die Fläche besiedelt wird hängt davon ab ob eine Art erfolgreich viele Samen produziert zB autogam oder etwa apomiktisch ist etc

und später auch ob sie klonal wächst.
Klonales Wachstun zeigen bei uns zB Epipactis Cephalanthera, Listera.
Manchmal findet man klonale Individuen von Arten die das sonst kaum machen zB Ophrys fuciflora, Orchis purpurea, Orchis ustulata.

Manche Arten (allerdings vermutlich eher die Klimaxarten) bilden auch eine sogenannte „soil seed bank“ Mit diesem Begriff erklärt man ein seltsames Phaenomen. Es gibt Arten leben nur kurz und bilden trotzdem kaum Samen.


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Manche Orchideen sind eben Überlebenkünstler mit magischen Fähigkeiten und wachsen dort wo andere nicht wachsen können. Es gibt immerhin in Australien und Südafrika Knollenorchideen die einfach überhaupt keine Wurzeln haben oder in Chile die in Wüsten leben wo es nur wenige mm Niederschläge im Jahr gibt.

In den Tropen gibt es auch echte epiphytische Pioniere der ersten Phase. Wer Comparettia kultiviert (ich meine diese Roten mit Sporn die von Kolibris bestäubt werden) der weiss wie krank die oft aussehen, das ist aber normal, am Standort sehen die noch schlechter aus, alle Energie geht in die Samenkapsel, auch wenn dieMutterpflanze das nicht überleben sollte. In Kultur kann man die länger am leben halten, sind fakultativ langlebig, so wie zB Himantoglossum.

Erycina sind ebenfalls Zweigepiphyten. Die Samen keimen bevorzugt auf absterbenden Bäumen auf sehr dünnen Ästchen, wachsen und blühen nach Monaten bis 1 jahr, machen reichlich Samen. Bald fallen die morschen Ästchen ab und die Pflanzen sterben wie bei Comparettia am Boden.

An Erycina ist alles speziell, einige mit Pedomorhismus, (erwachsene Pflanze sieht aus wie ein Sämling ohne Bulben, Blätter fächerartig nicht wie erwachsenes Oncidium aussiegt), dann noch wenige Chromosomen, eher kleines Genom, chromosomale Polymorphismen mit verschiedenen Cytotypen innerhalb der fast selben Art (je nach Definition was Art ist), ist das nicht sensationell.  

Angeblich soll ja Coryanthes in der Natur auch in einem Jahr von Samen blühen. Möglicherweise Pionierpflanzen, allerdings besiedeln die nur Baumnester von Ameisen, und sind dann bestens von den Ameisen versorgt.

Aufruf im Internet zu Pflegearbeiten zur Ausrottung von Disa bracteata in Australien
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Uhu

Uhu
Orchideenfreund

Hallo Schizodium,

sehr interessant was Du schreibst. Epipactis atrorubens kenne ich von einem sehr ähnlichen Standort in einem aufgelassenen Kalksteinbruch. Mit den Außereuropäischen Arten, insbesondere den australischen, kenne ich mich gar nicht aus.

Du bist offensichtlich sehr in dem Thema drin. Ich hab nicht ganz verstanden was klonales Wachstum bei generativer Vermehrung bedeutet. Mich interessiert besonders ob das Bedeutung für unsere (Wieder-)Ansiedlungsversuche in Mittelhessen hat. Klar, die Sukzession wollen wir durch Biotoppflege/Beweidung aufhalten. Versuche laufen zwischen Ausbringung von nachgezogenen, blühfähigen Pflanzen in geringer Stückzahl und Aussaatversuchen. Ich habe gelesen in Sachsen geht man andere Wege und bringt größere Stückzahlen an einerm Ort aus.

manne

manne
Orchideenfreund

an der werra bei mihla gibt es eine alte spülfläche einer sodafabrik.
dort standen tausende von o, militaris. die wildschweine haben leider etwas reduziert.
zusätzlich e. atrorubens, c. rubra, c. damasonium und oph. insektifera.

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schizodium

schizodium
Orchideenfreund

Danke Manne

für den Hinweis auf Halden der Sodaindustrie. Interessantes Foto.

Scheint das ideale Biotop zu sein, extrem viel Calciumcarbonat und wenig Begleitpflanzen,
faszinierend.  

Habe deshalb mal recherchiert,

Ein bekanntes Orchideen Soda Biotop ist Nob End bei Manchester aus dem bis 1870 betriebenen Leblanc Verfahren, die ersten Jahrzehnte sehr toxische Halden, ph 12, toxisches Ca-Sulfid setzte bei Verwitterung der Halden Schwefelwasserstoff frei,
da ist aber nach so langer Zeit bestimmt alles was wasserlöslich ist ausgewaschen, nur reines Calciumcarbonat übrig.

Später wurde Soda nach Solvay aus Kalk und Kochsalz hergestellt, macht Natriumcarbonat plus Calciumchlorid. Von diesen 4 Stoffen ist nur Kalk nicht löslich und bleibt bei unvollständiger Umsetzung übrig. Das ist die Theorie, Tatsächlich in der Literatur angegeben ist meist folgendes:



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Vermutlich dauert es auch hier Jahre bis Jahrzehnte bis Pflanzen die Fläche besiedeln können.

Ob da aber auch heute noch relevante Mengen wasserlösliche Salze im Boden sind

wie NaCl und CaCl2

die noch nicht ausgewaschen sind?


Gruss Jürgen

13Orchideen als Pionierpflanzen Empty klonale Arten 23.08.18 13:16

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

Hallo Uhu,
komme aus Zeitmangel erst jetzt dazu mal zu antworten.

Mit klonal wachsende Orchideen ist in der Literatur einfach nur spontane vegetative Vermehrung gemeint. So vergrössert sich die aus Samen entstandene Population.

Einige Arten sind üblicherweise clonal zB Ophrys speculum oder Orchis sancta.  

Oder Caladenia flava, die deshalb so grosse Kolonien bildet und folglich als die häufigste Art in Westaustralien gilt,
Diese bilden meist Stolone also Ausläufer damit die neuen Rhizome oder Knollen schön weit auseinander stehen und nicht Klumpen bilden, wie im Beispiel von ustulata, die ja normalerweise kaum clonal wachsen.

Viele nicht clonale Arten clonieren manchmal wohl doch, wenn dann anscheinend durch irgendwas induziert,
aber dann findet man echte Prachtexemplare, (Foto ustulata und fuciflora, wie soll man sowas erklären?).

Ich vermute diese Arten vermehren sich vor allem dann clonal wenn sie sehr gut ernährt sind. Und wenn die allelopathischen Effekte der Begleitpflanzen, oder deren Konkurrenz in Schach gehalten werden zB durch Mähen.

Bei dem Ophrys sieht man ja alle Blüten sehen gleich aus, offenbar ein Klon, wenn es keine bessere Erklärung dafür gibt.

Pionierorchideen haben wohl kaum eine „seed bank“
eher eine „tuber bank“ .
Falls Klonierung auzuschliessen ist, (das müsste man eben untersuchen), so vermute ich dass die grossen Einzelexemplare normalerweise die Jungpflanzen im Boden drumherum unterdrücken,
(ein Phänomen das man ja bei anderen Pflanzen, Unkraut etc in jedem Gartenbeet ständig beobachten kann),

fällt aus irgendeinem Grund diese Hemmung weg, könnten sich ähnlich aussehende Prachtexemplare bilden die nicht klonal sind.

Gerd Seeger vom Botanischen Garten Heidelberg hatte auf seinen privaten Versuchsflächen festgestellt,
dass um einige grosse Himantoglossum im Boden
nur wenige cm von der alten Knolle entfernt
viele kleine Knollen in allen Grössen von winzig bis ca 2cm Durchmesser zu finden waren.
Offenbar keimen viele Samen, erreichen aber nur langsam oder nie adulte Grösse solange die grosse Pflanze das nicht zulässt.
Andererseits kann man beobachten das grosse Himantoglossum verschwinden indem sie in den Folgejahren immer kleinere Rosetten bilden. Oft verschwinden grosse Populationen mit Massenvorkommen auf kleinem Raum, die für einige Jahre stabil waren

Besonders grosse Ophrys mit mehreren Rosetten dicht beieinander und identischen Blüten, fand ich auf Wiesen die von Landwirten etwas mit Kunsstdünger gedüngt werden,
(man findet da später nach der Mahd diese Körnchen die aussehen wie Blaukorn aber meist wenig, ich vermute wegen irgendwelcher Auflagen im Pflegplan),

und dementsprechend oft oder früh gemäht werden, so dass die in Blüte oder schon vorher abgemäht werden und keine Energie in die Blüten und Samen stecken.

Da Ophrys meist sowieso wenig Samen macht also wenig geschwächt wird wenn man nicht mäht,
kann es auch sein dass es an den anderen Pflanzenarten der Wiese liegt, also kleinere Begleitpflanzen, kleinere Arten etc,
Die Artenzusammensetzung hängt ja auch ab
wann die Mahd ist, wie hoch über der Grasnarbe gemäht wird etc.,

also ideralerweise ist der anzustrebende Zustand theoretisch das Vorhandensein von viel Nährstoffen bei wenig Konkurrenz.

Man muss eben die Begleitvegetation in Schach halten oder weitgehend weglassen.


gruss  Jürgen[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]


gruss Jürgen

14Orchideen als Pionierpflanzen Empty Samphire Ho 23.08.18 14:46

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

Hallo,

hier ein weiterer Beitrag zur Pionierarten:



Betrachtet man Erdorchideen unter dem Aspekt sie seien
seltene Indikatorarten für intakte Biotope,
zB für den perfekten Halbtrockenrasen
so wie das oft noch geschieht,

so entsteht ein falscher Eindruck.

Meist wird dieses Dogma kombiniert
mit einem übertriebenen Mythos
eine Mykotrophie sei
tatsächlich ein limitierender Faktor
bei der Besiedlung von Biotopen.

Aus einer realistischeren Perspektive
sind die meisten Arten aber
Pionierpflanzen
und wachsen am liebsten dort
wo man es aus alter Perspektive nicht erwartet.

Ich hätte jedenfalls (bedingt durch eine Art Blockade im Denken) vor Jahren noch nicht gedacht dass Ophrys sphegodes eine Pionierart ist, obwohl es an den Rheindämmen ja ins Auge fallen müsste.

bei uns sehr selten, noch seltener als fuciflora,
wächst meist in Naturschutzgebieten in kleinen Populationen
und nur in Süddeutschland (von Badenwürtemberg hoch bis Thüringen),

der riesige Norden und Osten von Deutschland ist OfZ
(Ophrys - zumindest fuciflora und sphegodes-  freie Zone),
nur eine handvoll wackerer Orchideenzüchter
leistet offenbar in in ihren Gärten Widerstand, gegen diesen unerträglichen Zustand.





Es gibt aber Pionierbiotope von sphegodes viel weiter nördlich!






Und so siehts dort aus:


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Was macht man mit knapp 5 Mio Tonnen Kreide-Mergel ?

(der beim Bau des Eurotunnels herausgebohrt und als Abfall angefallen war)

Richtig,
man baut ein künstliches Biotop der Extraklasse
(genannt Samphire Hoe)
für die Pionierorchidee Ophrys sphegodes.

So fertiggestellt 1993 an einer Stelle unterhalb des Cliffs nahe Dover
über das schon Shakespeare -in the tragedy of King Lear- gedichtet hat:
„Come on, sir; here's the place: stand still.
…... half way down hangs one that gathers samphire,
dreadful trade! „

(gemeint ist eine essbare salztolerante Pflanze genannt Rock Samphire, Hoe meint im Übrigen Land das ins Meer hinausragt)


Das Bild oben hat mir der Naturschutzwart von Samphire Hoe als Print gezeigt, (hab ich schlecht abfotografiert)
zeigt eine gewaltige Springflut, vor Jahren.

Es werden also gelegentlich relevante Mengen an Meersalz in das Biotop eingetragen, offenbar aber durch den Regen in der oberen Bodenschicht so verdünnt, dass Ophrys wachsen kann. Oder mögen die Salz?

Schon nach 5 Jahren, 1998 hat er 67 blühende Ophrys sphegodes gezählt,
(genannt early spider orchid, fuciflora von dem es in ganz GB in guten Jahren angeblich nur etwa 1000 Exemplare gibt, heisst late spider orchid)  
2014 über 12000,
in guten Jahren seien es inzwischen etwa 20000.

Nur auf der Halbinsel Purbeck zwischen Dancing Ledge und Winspit Steinbruch, Durlston Park an der Küste von Dorset gebe es auf kurzgrasigen viel grösseren Wiesen mehr
bis zu 50000.
Dort ist auch ein Exemplar auf einer Dachbegrünung gefunden worden.

Die bei Samphire Hoe sind aber grösser, einge bis 17 Blüten.

Bilden oft gut Samenkapseln.

Das ist erstaunlich
und noch erstaunlicher wie es möglich ist
dass an einer Küste, wo ja oft Wind herrscht
die Samen nicht komplett weggeblasen werden?

Leider war ich nicht zur Vegataionszeit dort, deshalb keine eigenen Fotos von Pflanzen. An der Stelle bin ich oft schon vorbeigekommen, nur hätte ich damals nie geglaubt dass es so weit nördlich überhaupt sphegodes gibt.

So kann man sich täuschen.






Oben am Cliff und an der Bahnlinie war sphegodes immer schon heimisch.


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Kalkhaltiger ziemlich kompakter Kreidemergel. Durch Beweidung und noch unvollständige Sukzession stellenweise lückenhaft. Kein Bodenprofil mit braunem Oberboden, kaum Humus und Krümelstruktur, im ökologischen Sinne ein sog. Rohboden


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Beweidung,
in den Wasserflächen hat man schon Krebse gefunden die die Flut rübergespühlt hat

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gruss, Jürgen

15Orchideen als Pionierpflanzen Empty Pionierorchideen 23.08.18 15:46

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

Und weiter mit dem Thema


Ich verweise auf einen lesenswerten Artikel von Heinrich und Dietrich.

Darin ist ein Foto von Dactylorhiza auf einer Steinmauer!


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Die Frage ist welche Arten sind denn keine Pionierarten
(auch genannt conservative Arten)?

Cypripedium calceolus ist also eine Pionierart!

Spirantes spiralis und Orchis ustulata nicht,

bei ustulata kann ich das nachvollziehen

in anderen Literaturstellen wurde oft Gymnadenia als Pionier aufgelistet,
ich denke die ist sehr wählerisch, eher konservativ und fakultativer Pionier.




Einige Zitate aus Heinrich und Dietrich
Heimische Orchideen in urbanen Biotopen, Feddes Repertorium 119, 2008


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P RESSER (2000: 25–28) erläuterte Vor-
kommen ….auf Hoch-
wasserdämmen (Ophrys sphegodes!) ..
und verwies darauf, dass nicht alle Arten solche
Sekundärbiotope akzeptieren,
Orchis ustulata
und Spiranthes spiralis

würden jedenfalls nicht
dazu gehören.

„Einige Arten (z. B. Orchis militaris, Ophrys
insectifera) sind mit einer weiten ökologischen
Amplitude durchaus euryök, andere tolerieren
nur ein geringes Spektrum an Faktoren, sie sind
stenök (z. B. Hammarbya paludosa).
Oft sind sie an ganz spezifische Bestäuber
angewiesen“

Orchideen erscheinen aber auch .. in monotonen
Forsten (z. B. Epipactis, Neottia, Goodyera,
Cypripedium
)“

….konnte sogar feststellen, dass sich die Breitblättrige Stendelwurz helleborine
auf einem mit Herbiziden behandeltem Raps-
feld angesiedelt hat.“

umfangreichere Hinweise stammen
von L INDINGER (1923: 264),
Er berichtete z. B. schon von
Aceras anthropophorum auf Luzerneäckern
im Elsaß (p. 259, 264), Cephalanthera rubra
in einem Getreidefeld in Baden (p. 265), Or-
chis pallens in einer Robinienpflanzung
(p. 265)

K ALLMEYER & Z IESCHE (1996: 20) erwähn-
ten die explosionsartige Besiedlung von Pap-
pel- und Birkenforsten durch Cephalanthera
damasonium.

R EBELE & D ETTMAR (1996: 56) gaben an,
dass auf schottischen Bergwerkshalden Epipac-
tis-Arten siedeln und in Lancashire auf alten
Abfallhalden der Sodaherstellung mehrere
Dactylorhiza- und andere Orchideen-Arten
wachsen. Für die Braunkohlentagebau-Folge-
landschaften südlich Leipzig hoben sie Orchi-
deenvorkommen hervor (Cypripedium calceo-
lus
, Ophrys apifera, Orchis militaris, Dacty-
lorhiza incarnata) und für hessische Braunkoh-
lenabraumhalden nannten sie mit Verweis auf
VAN E LSEN & S CHMEISKY (1990) Gymnadenia
conopsea, Epipactis palustris, E. atrorubens,
Dactylorhiza majalis und D. fuchsii.

Ein Flachmoor in einem
Tagebaurestloch wies sogar Malaxis monophyl-
los
auf (B ACHMANN 1981).

Für die Bergbaufolgeland-
schaft Ostthüringens gaben S TRUMPF (1992)
bzw. S TRUMPF & S YKORA (1993) Vorkommen
von Dactylorhiza fuchsii, D. incarnata,
D. majalis, Epipactis atrorubens, E. hellebori-
ne, E. palustris, Gymnadenia conopsea an,
selbst Cephalanthera longifolia, Corallorhiza
trifida, Ophrys apifera und Orchis militaris
wurden nachgewiesen.

Bemerkenswert ist, dass H AMEL & R AHN
(1984) eine Ausbreitung von Orchideenarten in
Gebieten aufzeigten, die durch Staubemissi-
onen der Zement- und Phosphatindustrie
beein-
flusst wurden. Es handelte sich dabei um die
klonal wachsenden Vertreter Epipactis hellebo-
rine, Listera ovata, Cephalanthera rubra und
Epipactis atrorubens, ebenso um Platanthera
H AMEL , G. & R AHN , A. 1984: Beobachtungen über
Ausbreitung von Orchideenarten infolge von
Industrieemissionen
. – Mitt. Arbeitskrs. Heimi-
sche Orchid. 13: 32–40.

Auf Klärschlammauf-
schüttungen
eines Klärwerkes in Dillingen
(Saarland) erschien Epipactis palustris (A NO-
NYMUS 1984: 25); F ELDMANN (1987: 38, 49)
berichtete über Orchideenvorkommen auf Klär-
und Schlammteichen.

R EICHLING (1970) hatte für Luxemburg bereits
skizziert, dass Epipactis atrorubens – zusam-
men mit E. helleborine, Cephalanthera rubra,
Listera ovata, Neottia nidus-avis, Platanthera
bifolia und sogar Orchis militaris – durch den
Eisenerzbergbau stark begünstigt und heute an
zahlreichen Stellen auf Abraumhalden und
selbst Schlacken recht häufig vorkommt.
Für die robuste E. helleborine erwähnte er
Vorkommen in Parkanlagen, Zier- (Luxem-
burg-Stadt, in einem Rosenbeet!) und Gemüse-
gärten (Heisdorf, in einem Kartoffelbeet!)



gruss Jürgen

16Orchideen als Pionierpflanzen Empty Orchideen in einem Garten 28.08.18 11:18

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

Hallo,

Habe hier einige Fotos aus einem Garten.  Bilder sind von 2018,
nur am Kameradatum war falsches Jahr eingestellt
Hier hat sich Anacamptis pyramidalis, Ophrys fuciflora und Listera
auf einer grossen Wiese um ein privates Anwesen herum angesiedelt.
Das Tor stand weit offen , ich konnte nicht widerstehen reinzugehen und Fotos zu machen.
Der Besitzer hat die Pflanzen beim mähen offenbar verschont.



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gruss

Peregrinus

Peregrinus
Globalmoderator

Sieht schon klasse aus. Dass man da aber einfach so rein marschieren kann...
Wo ist denn der Garten?


_________________
herzliche Grüße
Matthias

18Orchideen als Pionierpflanzen Empty Pionierorchideen 29.08.18 11:24

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

Hallo Peregrinus,
Der Garten liegt in einem Vorort von Saarbrücken auf Muschelkalk.

A. pyramidalis ebenso wie Himantoglossum, waren bei uns noch vor Jahrzehnten sehr selten,
nun breiten sich beide aus und man findet sie auch an Strassenrändern und in Gärten.

Das Bild unten zeigt ein Himantoglossum auf einer kleinen Fläche die von der Gemeinde oft gemäht wird, die Blattrosetten werden dabei oft oben abrasiert, aber die überleben. Manchmal mäht jemand um die herum, dann kommt es zur Blüte, ist aber sehr selten dass sowas vorkommt.

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gruss Jürgen

schizodium

schizodium
Orchideenfreund

Anacamptis pyramidalis und Ophrys apifera können sich sogar an saure kalkarme Standorte anpassen, wenn sie dort keimen.

Die üblichen Kalkmagerrasenböden in der obersten braunen Schicht über basischem Muschelkalk sind ja auch oft unter pH 7, ebenso mediterrane Standorte in Küstenebenen.

aber pH 4,5 ist schon bemerkenswert.


Zitat aus:
Tiere und Pflanzen in der Rekultivierung
40 Jahre Freilandforschung im Rheinischen Braunkohlenrevier. 2005

Pyramidenorchis und Bienen-Ragwurz sind klassische Kalkmagerrasen-Arten.
In der Rekultivierung kommen sie jedoch auf kalkarmen Standorten mit pH-Werten (in Wasser gemessen) von 4,5 bis 6 vor (ERB 2003).

Die meisten bekannten Standorte sind in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren hergestellt worden. Viele haben relativ stark verdichtete Boden, auf denen teilweise im Frühjahr das Stauwasser steht, während sie im Laufe des Sommers vollkommen austrocknen. Die Substrate sind stark kiesig und sandig, es herrschen also extreme Standortbedingungen. Welche Standortfaktoren für das Vorkommen dieser Kalkmagerrasen-Arten entscheidend sind, ist bisher nicht geklärt. Möglich ist, dass die Boden zwar kalkarm sind, aber dennoch ausreichend Kalzium zur Verfügung steht. Auch der konkurrenzarme Raum in den noch nicht gesättigten Pflanzengesellschaften und die Nährstoffarmut (insbesondere Stickstoff fehlt weitgehend in den rohen Böden) könnten wichtige Vorraussetzungen für die Ansiedlung sein.
Das übersehene Knabenkraut (Dactylorhiza praetermissa) tritt typischerweise auf Tonböden auf, die sich selbst überlassen blieben. Hier kann man immer wieder auch Geflecktes Knabenkraut (D. maculata) finden, das aber auch an vielen anderen Standorten mit verschiedensten Bodenverhältnissen in der Rekultivierung vorkommt. Vorwiegend in den älteren forstlichen Rekultivierungen des Südreviers findet man Vogelnestwurz (Neottia nidus-avis) und Weifles Waldvögelein (Cephalanthera damasonium) und zwar an Standorten, die durch die weit fortgeschrittene Waldentwicklung den natürlichen Vorkommen entsprechen. Als Charakterart der reicheren, buchendominierten Laubmischw‰lder tritt die Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine) in nahezu allen forstlichen Rekultivierungen auf auch in sehr jungen (Abb. 41). Sie ist die bei weitem häufigste Orchideenart mit groflflächiger Verbreitung in der rekultivierten Landschaft, gefolgt vom Grossen Zweiblatt (Listera ovata). „

ERB, A., 2003: Pflanzenkunde auf Rekultivierungsflächen der Braunkohlenatagebaue Berrenrath, Frechen und Frimmersdorf-Fortuna unter besonderer Berücksichtigung der Orchideen. Staatsexamensarbeit, Fachbereich Biologie, Universität Köln






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