Moin,
als Botanischer Garten sind die Gruson-Gewächshäuser glücklicherweise in der Lage die habituell größten Orchideen doch mal zum Blühen zu bewegen.
Vielleicht wurde es hier auch schon mal irgendwo erwähnt, wir konnten jedenfalls feststellen, dass sie am Besten an Trieben blüht, die herunterhängen. Dafür müssen sie aber auch nach oben klettern können. Zusätzlich scheint Licht ebenfalls eine Rolle zu spielen und zwar viel davon. Am Besten haben unsere drei im Schauhaus ausgepflanzten Vanille-Arten nach den letzten drei einstrahlungsreichen Sommern geblüht. Auch wenn die Blätter im First teilweise von der Sonne verbrannt waren, hatte unsere Vanilla planifolia 2019 insgesamt 57 Blütenstände.
Wie hier schon erwähnt halten die Blüten der planifolia aber nur eine Nacht, nicht Tag und sind auch nur bis ca. 9.00 Uhr voll geöffnet. Die gezeigten Fotos sind von mir kurz nach Dienstbeginn um 7.15 Uhr aufgenommen worden. Es war gar nicht so einfach, da oben hinzukommen, die Blüten hingen in knapp drei Meter Höhe. Mit einem Stativ und einem Smartphone als Kamerasteuerung musste ich jedoch glücklicherweise nicht auf eine Leiter klettern.
Die Art selbst kommt als efeuartiger Wurzelkletter in saisonalen Regenwälder Mittelamerikas vor. Sie beginnt terrestrisch, endet aber als Epiphyt. Wenn man, das schaffen auch wir nicht, eine dicke und sehr hohe Kletterhilfe hätte, könnte man auch die als Schindelbelaubung bezeichnte Blattstellung der Klettertriebe sehen. Diese geometrische Anordnung find ich immer wieder faszinierend.
Oben in der Baum-Krone verändert sich dann der Habitus und es werden die hängenden Blütentriebe mit den "Revolver"-Blütenständen gebildet.
Die Jungpflanzen kultivieren wir in normalen Kübeln in einer locker-humosen Substratmischung. Anfangs reicht ein Stab für das Hochbinden, später verwenden wir gerne dickere Robinienäste und topfen dann auch in Tonkübel, als Gegengewicht, um.
Bei uns steht die Art im Warmhaus (winterliche Nachttemperatur über 16° C) und da unsere Schaupflanze schon ihren "Kronen-Habitus" hat, bekommen auch unsere Stecklinge dieses Exemplars sehr viel Licht. Pflanzen mit der verkaufsüblichen Jugendform können auch schattiger, aber nicht duster, stehen.
Der Wasserbedarf ist vor allem im Sommer und Herbst sehr hoch, der Winter (trocken) und das Frühjahr (mäßig feucht) darf dann eine leichte Ruhezeit eingelegt werden. Ein Übersprühen der Kletterwurzeln ist aber auch dann vorteilhaft.
Gedüngt wird ganzjährig wöchentlich mit einem normalen Blühpflanzen-Volldünger in 0,1%. Im Zimmer würde ich jedoch nur von Mai bis Oktober düngen. Im Gewächshaus ist die Lichtausbeute bekanntlich größer als an einem Wohnungsfenster und dort könnte Wachstum zur "falschen" Zeit den Geilwuchs fördern.
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]