Cattleya tenuis kommt wie die nahe verwandt C. bicolor ebenfalls aus Brasilien. Ihre Standorte findet man in den Bundesstaaten Pernambuco und Bahia, aber nicht in Küstennähe sondern im Hinterland auf 1000 bis 1200 m Meereshöhe. Meist wächst sie epiphytisch auf niedrigen Bäumen oder Büschen, manchmal aber auch auf Felsen. Sie kann, ähnlich wie C. bicolor, an die 70 cm hoch werden. In Kultur bleibt sie aber meist etwas niedriger. Vom gesamten Habitus ist C. tenuis zarter als C. bicolor. Die Pseudobulben werden nur halb so dick und die zwei endständigen Blätter sind deutlich kürzer.
Der Hauptunterschied zu Cattleya bicolor ist, dass C. tenuis immer deutlich ausgeprägte Lippenseitenlappen hat, die sich über der Säule biegen und sie fast vollständig verdecken.
Farblich variieren die Blütenblätter von C. tenuis in verschiedenen grünbraun Tönen, mit mehr oder weniger dunklen Tupfen. Die Lippe ist bei weitem nicht so kräftig purpur gefärbt wie bei C. bicolor, sondern blass lila, oft mit einem fast weißen Rand und einem dunkleren lila im Schlund.
In der Kultur ist sie ähnlich wie C. bicolor. Einer Ruhezeit im Winter folgt der Austrieb im Frühling.
Aus der fertigen Bulbe blüht die Pflanze im Spätsommer. Die Infloreszenz ist wenigblütig, kann aber einen beachtlich langen Blütenstiel entwickeln. In der Literatur findet man Angaben, dass eine trockene Winterruhe entscheidend für einen guten Blütenansatz ist. Bei Jungpflanzen und wurzelschwachen Importpflanzen sollte man aber nicht so rigoros vorgehen, da hier die Gefahr einer Vertrocknung der Pflanzen besteht, die bis zum Tode der Pflanze führen kann.
Es wurde eine C. tenuis var. alba beschrieben mit grünen Blütenblättern und einer weißen Lippe. Auch eine C. tenuis var. semialba wurde beschrieben. Sie hat ebenfalls grüne Blütenblätter und die der Lippenrand ist weiß und zum Schlund hin deutlich purpur gefärbt.
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